Erschienen in:
01.06.2015 | Originalien
Ultraschallgesteuerte intermediäre zervikale Plexusanästhesie
Anatomische Untersuchung
verfasst von:
Dr. R. Seidel, M. Schulze, K. Zukowski, A. Wree
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 6/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Innervation der menschlichen Halsregion ist komplex und unterliegt einer relevanten anatomischen Variabilität. Beteiligt sind Anteile des zervikalen sowie des brachialen Plexus und auch Hirnnerven.
Ziel der Arbeit
Die Ausbreitung injizierter Farbstofflösungen durch anatomische Präparation sollte dargestellt und ein geeignetes Zielkompartiment für eine ultraschallgesteuerte Blockadetechnik definiert werden.
Material und Methoden
Eigene anatomische Präparationen werden aktuellen Übersichtsbeiträgen zum Thema gegenübergestellt. Der Schwerpunkt liegt auf klinisch relevanten Schlussfolgerungen für die Durchführung einer zervikalen Plexusanästhesie. An 3 intakten, unfixierten Humanpräparaten wurden insgesamt 6 ultraschallgesteuerte Blockaden des zervikalen Plexus mit je 20 ml Methylenblau durchgeführt. Das Zielkompartiment lag zwischen der Lamina superficialis und der Lamina praevertebralis der Halsfaszie. Im Anschluss erfolgten die Präparation des Plexus cervicalis und die Fotodokumentation der Ausbreitung des Injektats in der Halsregion.
Ergebnisse
In 5 Fällen wurde das Zielkompartiment korrekt identifiziert. In diesen Fällen war eine kraniokaudale Ausbreitung des Injektats innerhalb der Fasziendopplung zu beobachten. Zudem war die Lamina superficialis für das injizierte Methylenblau durchlässig. Die Injektionslösung breitete sich mit den sensiblen Endästen des Plexus cervicalis im Bereich der Area nervosa unterhalb des Platysmas aus. In allen Fällen konnte eine Anastomose (Ansa cervicalis superficialis) zwischen dem R. colli des N. facialis und dem N. transversus colli des Plexus cervicalis dargestellt werden.
Schlussfolgerung
Das Kompartiment zwischen oberflächlichem und prävertebralem Blatt der Halsfaszie stellt eine geeignete Zielstruktur für zervikale Plexusblockaden dar. Dieser Injektionsort beschreibt eine intermediäre Plexusanästhesie. Die kraniokaudale Ausbreitung des Injektats ermöglicht eine lateromediale Nadelführung in der Horizontalebene. Da die Lamina superficialis keine Barriere für das Injektat darstellt, erscheint die zusätzliche subkutane Infiltration der Area nervosa verzichtbar. Die konstante Anastomosierung (Ansa cervicalis superficialis) zwischen dem zervikalen Plexus und dem R. colli des N. facialis bietet einen anatomisch begründeten Erklärungsansatz für unzureichende zervikale Plexusblockaden.