Erschienen in:
01.10.2008 | Originalien
Hiatushernie und Rezidive
Die Achillessehne der Antirefluxchirurgie?
verfasst von:
Prim. Univ. Prof. Dr. R. Pointner, F.A. Granderath
Erschienen in:
Die Chirurgie
|
Ausgabe 10/2008
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Trotz guter Langzeitergebnisse der laparoskopischen Antirefluxchirurgie kommt es bei bis zu 10% der Patienten postoperativ zu Komplikationen und/oder neuen oder wieder auftretenden Symptomen der gastroösophagealen Refluxkrankheit. Die diesen Symptomen zugrunde liegenden morphologischen Veränderungen sind im Wesentlichen 2 Problemzonen zuzuordnen: Einerseits der Manschette selbst, andererseits der Art des Zwerchfellverschlusses. Der Verschluss des Hiatus oesophageus stellt einen immer zentraleren Punkt in der Chirurgie der gastroösophagealen Refluxkrankheit dar und rückt damit auch immer mehr in den Mittelpunkt des chirurgischen Interesses. Anhand der Rezidivraten nach laparoskopischer Antirefluxchirurgie wie auch der publizierten Rezidivraten nach „Hiatushernienchirurgie“ versucht die vorliegende Arbeit die Problemzone Hiatushernie zu skizzieren und mögliche Lösungsansätze anzudenken. Dazu wurde die eigene Patientenklientel von 1201 primär laparoskopischen Fundoplikatios und 240 laparoskopischen Re-Fundoplikatios hinsichtlich morphologischer Fehlerursachen, postoperativer Symptome und den daraus resultierenden jeweiligen klinischen Konsequenzen analysiert. Die häufigste morphologische Fehlerursache der zwischen 1993 und 2007 durchgeführten 240 laparoskopischen Re-Fundoplikatios nach vorher fehlgeschlagener offener oder laparoskopischer Fundoplikatio an dieser Abteilung war ein Hiatushernienrezidiv mit konsekutiver intrathorakaler Migration der Antirefluxmanschette, in dieser Arbeit als „slipped Nissen“ bezeichnet. Dagegen sind die in der Zeit der offenen Chirurgie typischen Probleme wie Manschettenlösung oder Teleskopphänomen, beide ausschließlich die Manschette betreffend, in der Ära der laparoskopischen Antirefluxchirurgie heute nahezu eine Rarität. Auch bei wiederholten laparoskopischen Re-Eingriffen ist der Problembereich ausschließlich am Hiatus zu suchen.
Mit der Auseinandersetzung der Problemzone „Hiatus oesophageus“ wird auch klar, dass es bislang keine für Chirurgen relevante Formen oder Größeneinteilung bzw. Definition der Bruchpforte selbst gibt. Diese fehlende Vergleichbarkeit der Bruchpfortengröße ist ein zentrales Problem aller bisherigen Publikationen. Für eine erfolgreiche Antirefluxoperation stellen die Optimierung und Standardisierung des Hiatusverschlusses eventuell auch durch Einsatz prothetischer Verschlusstechniken einen zentralen Faktor dar, bedarf jedoch weiterer eingehender wissenschaftlicher Aufarbeitung in den kommenden Jahren.