Erschienen in:
01.02.2005 | Originalien
Chirurgische Therapie, prognostische Faktoren und Ergebnisse beim Lebertrauma
verfasst von:
PD Dr. R. Ott, M. R. Schön, S. Seidel, E. Schuster, C. Josten, J. Hauss
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 2/2005
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Zusammenfassung
Verletzungen der Leber sind relativ seltene chirurgische Notfälle mit hoher Morbidität und Letalität, deren Versorgung eine umfassende leberchirurgische Expertise erfordert. Die Krankenunterlagen von 68 konsekutiven Patienten mit einem Lebertrauma wurden retrospektiv hinsichtlich Verletzungsschwere, Therapie, Morbidität, Letalität und Risikofaktoren ausgewertet.
Die Therapie erfolgte 14-mal konservativ und 52-mal operativ (24-mal Naht/Klebung, 16-mal perihepatische Tamponade, 11-mal Resektion, einmal Lebertransplantation). Zwei Patienten verstarben noch bevor eine Operation durchgeführt werden konnte. Die Letalität im gesamten Krankengut betrug 21% (14/68), bezogen auf die Moore-Schweregrade I–V 13%, 14%, 6%, 27% und 50%. Nur 9 Todesfälle (ausschließlich Grad IV und V) waren auf die Leberverletzung selbst zurückzuführen, 4-mal lagen bei polytraumatisierten Patienten extrahepatische Ursachen, einmal eine Leberzirrhose zugrunde. Verfahrensbezogen fand sich nach konservativer Therapie, Naht oder Klebung und Resektion eine Letalität von 0%, 4% und 9% gegenüber 47% bei alleiniger Tamponade, die überwiegend bei schweren Verletzungen durchgeführt wurde. In der multivariaten Regressionsanalyse fanden sich als wesentliche Risikofaktoren im Hinblick auf das Versterben der Patienten ein Quick-Wert <40%, ISS>30 Punkte und ein Transfusionsbedarf von >10 Erythrozytenkonzentraten.
Leichtere Leberverletzungen vom Typ Moore I–III können konservativ oder mit einfachen chirurgischen Maßnahmen behandelt werden. Schwere Lebertraumen weisen jedoch eine erhöhte Letalität auf. Ihre Versorgung kann—neben einem multidisziplinären Traumamanagement—das gesamte leberchirurgische Repertoire bis hin zur Leberresektion und -transplantation erfordern. Die Behandlung solcher Patienten sollte daher in einem spezialisierten Zentrum erfolgen.