Erschienen in:
01.01.2012 | In der Diskussion
Das Dogma der Minderwertigkeit von Stahlimplantaten zur Frakturversorgung
Ein Ende der Kontroverse?
verfasst von:
S. Weckbach, J.T. Losacco, J. Hahnhaussen, F. Gebhard, P.F. Stahel, MD, FACS
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 1/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
In Deutschland werden zur Frakturversorgung vorwiegend Titanimplantate verwendet, basierend auf der angeblich verbesserten „Biokompatibilität“ gegenüber Stahl. Die vorliegende Studie wurde konzipiert um die Hypothese zu testen, dass die Verwendung von Stahlimplantaten bei ausgewählten Frakturen ein sicheres Verfahren darstellt, das nicht mit einer erhöhten Komplikationsrate einhergeht.
Methodik
Retrospektive Analyse einer prospektiven Datenbank in einem 5-Jahres-Zeitraum (01.01.2006-31.12.2010) an einem akademischen Level-1-Traumazentrum in den USA. Einschlusskriterien waren alle konsekutiven Patienten >15 Jahre mit Frakturen, die prinzipiell mit einer Stahlplatte versorgt wurden. Alle Frakturen wurden nach dem AO-System klassifiziert. Ziel der Studie war die Erhebung der Komplikationsrate und chirurgischen Revisionsrate aller mit einem Stahlimplantat versorgten Frakturen. Die Resultate wurden verglichen mit publizierten Daten zur Komplikationsrate von Titanimplantaten bei identischen Indikationen und Frakturlokalisationen.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 1001 konsekutive Patienten mit operativ versorgten Frakturen im Indikationsbereich für Stahlplatten prospektiv erfasst und gescreent. Davon erfüllten 751 Patienten die Einschlusskriterien. Diese Patienten hatten 774 Frakturen, die mit 859 Stahlplatten versorgt wurden. Insgesamt wurden 9,6% aller Verletzungen als offene Frakturen klassifiziert (n=74). Die Komplikationsrate der 774 mit Stahlplatten versorgten Frakturen betrug 8.01% (n=62), und die chirurgische Revisionsrate 5,16% (n=40). Diese Daten liegen weitgehend unterhalb der publizierten Komplikationsrate für Titanplatten im selben Indikationsspektrum.
Schlussfolgerung
Die Versorgung ausgewählter Frakturen mit einem Stahlimplantat stellt ein sicheres und effizientes Verfahren, das nicht mit einer erhöhten Komplikations- und Revisionsrate einhergeht. Diese Daten sollten die Diskussion zur Verwendung von Stahlplatten zur Frakturversorgung neu anregen, speziell auch unter dem Aspekt der Kosteneinsparung im DRG-Zeitalter.