Erschienen in:
01.06.2010 | Leitthema
Tiefe Hirnstimulation zur Behandlung von Dystonie und Tremor
verfasst von:
Prof. Dr. L. Timmermann, J. Volkmann
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 6/2010
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Zusammenfassung
Die tiefe Hirnstimulation (THS) hat sich als sicheres und erfolgreiches Therapieverfahren bei Patienten mit Dystonie und Tremorsyndromen bewährt, die nicht ausreichend auf konservative Therapien ansprechen. Als Zielpunkt der tiefen Hirnstimulation bei Patienten mit Dystonie wird heute in der Regel der Globus pallidus pars internus (GPI) gewählt. Bei etwa 80% der Patienten führt diese Therapie zu einer lang anhaltenden und teilweise erheblichen Besserung der dystonen Bewegungsstörung. Neben den idiopathischen Dystonien konnten in den letzten Jahren zudem Nachweise über die Wirksamkeit der tiefen Hirnstimulation auch bei sekundären Dystonien erbracht werden. Bei Patienten mit Tremor z. B. aufgrund eines essenziellen Tremors, eines tremordominanten Parkinson-Syndroms oder einer Multiplen Sklerose hat sich als Zielpunkt neben dem Ncl. ventralis intermedius thalami (VIM) auch die subthalamische Region bewährt. Insbesondere bei Patienten mit essenziellem Tremor ist die THS mit einer oft dramatischen Reduktion des Tremors verbunden. Im Rahmen von ersten Langzeitbeobachtungen kommt es bei insgesamt stabiler Tremorsuppression jedoch zu einer leichten Toleranzentwicklung, welche eine Anpassung der Stimulation erforderlich macht. Bei Patienten mit Parkinson-Tremor ist die THS im VIM eine Ausnahme. Die Indikation der tiefen Hirnstimulation bei Patienten mit Multiple Sklerose und Tremor ist insbesondere in Anbetracht einer spärlichen Datenlage nur außerordentlich zurückhaltend zu stellen. Insgesamt stellt die THS sowohl für Patienten mit Tremorsyndromen als auch für Patienten mit konservativ nicht ausreichend therapierbarer Dystonie eine Option mit sehr guten Ergebnissen bei moderaten Komplikationen und Risiken dar.