Erschienen in:
01.06.2010 | Aktuelles
„Chronische zerebrospinale venöse Insuffizienz“ und Multiple Sklerose
Kritische Analyse und erste Untersuchungen an einem unselektierten MS-Kollektiv
verfasst von:
Dr. C. Krogias, A. Schröder, H. Wiendl, R. Hohlfeld, R. Gold
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 6/2010
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Zusammenfassung
Über die Hypothese eines möglichen ursächlichen Zusammenhangs von Störungen der zerebralen venösen Hämodynamik und der Entstehung der Multiplen Sklerose (MS) wird aktuell kontrovers diskutiert. Die neue „venöse Hypothese“ postuliert, dass Abflussstörungen des zervikalen Venensystems eine Stauung und Druckerhöhung des intrakraniellen Venensystems mit nachfolgender Entzündungsreaktion bedingen. Diese Hypothese wird unter drei Gesichtspunkten analysiert und bewertet: (1) Validität der publizierten Befunde, (2) Plausibilität im Licht derzeitig akzeptierter Pathogenesemodelle der MS und (3) Kompatibilität mit ersten eigenen Untersuchungen.
Die Autoren kommen zu der Schlussfolgerung, dass die „venöse Hypothese“ als ausschließliche Ursache die MS keinesfalls erklären kann. Lediglich 20% unseres unselektierten MS-Kollektivs erfüllten zwei der neu aufgestellten neurosonologischen Kriterien einer „chronischen zerebrospinalen venösen Insuffizienz“. Die pathogenetische Relevanz dieser subtilen Veränderungen der venösen Flussverhältnisse ist derzeit völlig offen. Ebenfalls ist unklar, inwieweit diese Veränderungen Grund oder Folge der MS sind. Keinesfalls lassen sich damit nach derzeitigem Erkenntnisstand invasive „therapeutische“ Maßnahmen rechtfertigen, insbesondere nicht außerhalb kontrollierter Studienprotokolle.