Erschienen in:
01.03.2016 | Pflege | Leitthema
Kognitive Akut- und Langzeitfolgen intensivmedizinischer Behandlung
verfasst von:
Prof. Dr. T. Kratz, A. Diefenbacher
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 3/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Im Rahmen intensivmedizinischer Behandlungen ist mit kognitiven Akut- und Langzeitfolgen zu rechnen. Diese treten insbesondere während der intensivmedizinischen Behandlung nach Operationen auf. Dabei liegt der Fokus auf dem postoperativen Delir (POD) und der postoperativen kognitiven Dysfunktion (POCD). Beide sind mit gravierenden Einschränkungen der Lebensqualität und des Langzeitoutcomes verbunden.
Fragestellung
Welche kognitive Akut- und Langzeitfolgen sind mit einer intensivmedizinischen Behandlung verbunden und wie beeinflussen diese das Outcome des Patienten? Wie ist dabei das POD von der POCD abzugrenzen?
Methode
Es wurde eine selektive Literaturrecherche durchgeführt.
Ergebnisse
Die POCD ist eine Störung, die innerhalb mehrerer Tage bis Wochen postoperativ beginnt, Wochen bis Monate anhält und mit Einschränkungen der Aufmerksamkeitsleistung bei unauffälligem Bewusstsein einhergeht. Eine Remission ist möglich, jedoch mit längerer Latenz (Wochen bis Monate). Das POD ist ein Phänomen, das mit Bewusstseinstrübung und gestörter Aufmerksamkeit assoziiert ist. Es beginnt Stunden bis Tage postoperativ, ist durch einen akuten Beginn gekennzeichnet und hält Tage bis Wochen an. Eine Remission ist innerhalb weniger Tage bis Wochen zu erwarten. Während das POD im Rahmen einer organischen Grunderkrankung (z. B. eines Infektes) nach Operation auftritt, ist die Pathogenese der POCD nicht ausreichend geklärt.
Diskussion
Sowohl die POD als auch die POCD können das postoperative Outcome deutlich verschlechtern. Präoperatives Screening von Risikofaktoren, konsequente Planung von Operations- und Narkosetechnik, Kompensation der Risikofaktoren sowie Begleitung des Patienten durch eine geschulte Pflegekraft (Delirpfleger) sind präventive Instrumente, die im klinischen Alltag einen größeren Stellenwert einnehmen sollten.