Erschienen in:
23.11.2017 | Radikale Prostatektomie | Leitthema
Inkontinenz nach radikaler Prostatektomie
„Male sling“ oder gleich „die richtige Lösung“?
verfasst von:
J. F. Gerhard, M. S. Aragona, MD, R. Olianas
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 12/2017
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Zusammenfassung
Die Postprostatektomieinkontinenz (PPI) ist eine seltene Komplikation nach radikaler Prostatektomie (RPE), deren Auftreten jedoch zu einer massiven Einschränkung der Lebensqualität führt. Zur operativen Therapie der PPI stehen heutzutage unterschiedliche Implantate zur Verfügung, die je nach Schweregrad der Inkontinenz, Restfunktion des äußeren Schließmuskels sowie einer möglicherweise stattgehabten Bestrahlung zur Anwendung kommen. Bei den verschiedenen Verfahren unterscheidet man grundsätzlich zwischen fixierten und adjustierbaren „male slings“ auf der einen sowie den künstlichen Schließmuskelsystemen auf der anderen Seite. Bei leichter bis moderater PPI kommen die sog. „male slings“ zur Anwendung. Im Gegensatz zu den fixen Schlingen können die adjustierbaren Systeme auch bei bestrahlten Patienten zum Einsatz kommen. Der artifizielle Sphinkter gilt in der operativen Therapie der moderaten und schweren PPI als Goldstandard. Als absolute Kontraindikation für die Implantation eines künstlichen Schließmuskels gelten mangelnde Compliance und fehlendes manuelles Geschick bei der Bedienung der Pumpe. Die Entscheidung darüber, ob einem Patienten eine „male sling“ oder ein artifizieller Sphinkter implantiert werden sollte, ist abhängig nicht nur vom Schweregrad der Inkontinenz, den anatomischen Gegebenheiten sondern auch von der persönlichen Präferenz des Patienten nach ausführlicher Aufklärung. Eine einheitliche optimale operative Therapie der verschiedenen Schweregrade der PPI mit guten langfristigen Ergebnissen und nur geringen Komplikationsraten existiert derzeit nicht. Langläufig werden die „male slings“ und die „artificial urinary sphincter“ (AUS) als Verfahren angesehen, die in Konkurrenz zueinanderstehen. In Wahrheit handelt es sich um vollkommen unterschiedliche Methoden, für die es eben auch unterschiedliche Indikationen gibt.