Erschienen in:
01.05.2007 | Leitthema
Anatomische Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes
verfasst von:
T. Zantop, PD Dr. W. Petersen
Erschienen in:
Arthroskopie
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Ausgabe 2/2007
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Zusammenfassung
Das vordere Kreuzband (VKB) besteht aus verschiedenen Faserbündeln, die unter funktionellen Gesichtspunkten in ein anteromediales (AM) und ein posterolaterales Bündel (PL) unterteilt werden. Biomechanische Untersuchungen haben gezeigt, dass das anteromediale Bündel hauptsächlich gegen die anteriore Translation stabilisiert, dem posterolateralen Bündel jedoch eine wichtige Rolle bei der Rotationssicherung des Kniegelenks zukommt. Bisherige Techniken zur VKB-Rekonstruktion wurden dieser Anatomie nicht gerecht. Fehler waren eine zu posteriore tibiale Tunnelpostion und ein hoher femoraler Tunnel. Insbesondere bei transtibialer Bohrtechnik besteht die Gefahr einer hohen Platzierung des femoralen Tunnels. Die Folge ist ein steiles hohes Transplantat, welches das Knie nur unzureichend gegen die anteriore tibiale Translation oder auch gegen Rotationskräfte sichern kann.
Die Funktion des VKB kann jedoch nur wieder hergestellt werden, wenn bei der Platzierung der Transplantate die Anatomie des normalen VKB beachtet wird. Bei der femoralen Tunnelplatzierung erlaubt das Bohren über das mediale Portal eine größere Freiheit als bei transtibialer Bohrung, bei der die Richtung des femoralen Tunnels weitgehend durch den tibialen Tunnel vorgegeben wird. Außerdem ist die Übersicht über den dreidimensionalen femoralen VKB-Ursprung besser, wenn das Arthroskop in einem medialen Portal platziert wird. Erst dann wird der gesamte Ursprung sichtbar. Das AM-Bündel entspringt im oberen hinteren Anteil, das PL-Bündel im unteren vorderen Anteil des femoralen Ursprungs. Tibial inseriert das AM-Bündel in Höhe des Außenmeniskusvorderhorns; die Insertionsstelle des PL-Bündels findet sich ca. 8 mm anterior vom HKB entfernt.
Da das AM-Bündel in Streckung entspannt ist, kann es sich in dieser Stellung um den vorderen Rand der Fossa intercondylaris winden. Dieser Kontakt zwischen VKB und Fossa intercondylaris kann als physiologisches Impingement bezeichnet werden. Ein pathologisches Impingement besteht, wenn ein Kreuzbandtransplantat durch das Anstoßen an den vorderen Rand der Fossa intercondylaris zu einem Bewegungsdefizit führt. Der Grund für ein pathologisches Impingement wurde früher mit der tibialen Tunnelpositionierung begründet. Eine posteriore tibiale Tunnelposition sollte zur Verhinderung eines pathologischen Impingements beitragen, wobei die femorale Tunelpositionierung eher unbeachtet blieb. Allerdings kommt es bei Platzierung des femoralen Tunnels im Bereich des Daches der Fossa intercondylaris eher zu einem pathologischen Impingement als bei einem flacheren Transplantat, wenn der femorale Tunnel im Ursprung des VKB platziert wird.