Erschienen in:
01.07.2014 | Leitthema
Femtosekundenlaser in der Kataraktchirurgie
Eine kritische Betrachtung
verfasst von:
R.M. Menapace, H.B. Dick
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
|
Ausgabe 7/2014
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Der Femtosekundenlaser (FSL) hält zunehmend Einzug in die moderne Kataraktchirurgie. Als potenzielle Vorteile gegenüber der manuellen Standardchirurgie werden die höhere Präzision und Reproduzierbarkeit der Schnittführung und der Kapseleröffnung sowie die Reduktion der Ultraschallenergie für die Kernaufarbeitung angeführt. Durch die exakte Dimensionierung der Kapselöffnung sollen auch Dezentrierung und Verkippung der Kunstlinsenoptik verringert und die Zielrefraktion besser getroffen werden. Zusammen mit der Möglichkeit der Korrektur niedriger Hornhautastigmatismen durch Bogeninzisionen in der Hornhaut soll der FSL die Kataraktoperation von einem rein kurativen in einen refraktiven Eingriff überführen.
Methoden
Neben den eigenen Erfahrungen analysiert dieser Übersichtbeitrag kritisch die Beobachtungen von verschiedenen anderen Operateuren und Geräten bei der Ausführung laserassistierter Kataraktoperationen sowie die bis dato in Wort und Schrift publizierten Ergebnisse. Es werden die Vor- und Nachteile im Hinblick auf das chirurgische und refraktive Ergebnis analysiert und den über mehrere Jahrzehnte gesammelten Erfahrungen mit der manuellen Kataraktchirurgie gegenübergestellt. Zudem werden auch ökonomische und gesundheitspolitische Aspekte angeführt.
Ergebnisse
Die FSL-Kataraktchirurgie erhöht die Präzision und Reproduzierbarkeit der Zugangsschnitte und der Kapseleröffnung und vermindert die für die Kernaufarbeitung erforderliche Ultraschallenergie. Der klinische Nutzen wird allerdings durch die nachträglichen chirurgischen Manipulationen der Inzisionen (Linsenaspiration, Kunstlinseninjektion), durch die fehlende Darstellbarkeit des Linsenäquators für eine durchweg perfekte Zentrierung der Kapsulotomie auf die Kunstlinsenoptik und die geringe Bedeutung der Ultraschallenergie für das Hornhautendothel relativiert – dies vor allem vor dem Hintergrund der hohen Kosten. Demgegenüber treten Einrisse des vorderen Kapselrandes als wirklich relevante Komplikation mit dem FSL zumindest derzeit noch deutlich häufiger auf. Aus ökonomischer und gesundheitspolitischer Sicht ist die mögliche Übernahme der Kataraktchirurgie als standardisierbarem und extrem häufig durchgeführtem Eingriff durch die Industrie oder Investoren zu bedenken, was die derzeitigen dezentralisierten und individualisierten Strukturen und in der Folge die Patientenströme grundlegend verändern und den Chirurgen weitgehend abhängig oder überflüssig machen könnte.