Skip to main content
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 3/2014

01.04.2014 | Editorial

Psychotraumatologie im Alter

verfasst von: PD Dr. Daniel Kopf, Prof. Dr. Walter Hewer

Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 3/2014

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Auszug

Während des zweiten Weltkriegs und der frühen Nachkriegszeit waren unzählige Menschen, besonders in der Zivilbevölkerung, einer Vielzahl von traumatisierenden Ereignissen ausgesetzt. Für Menschen, die diese Zeit als Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene erlebt haben, traten diese traumatischen Ereignisse in entscheidenden Phasen der psychischen Entwicklung auf. In Deutschland summierte sich die Zahl der Betroffenen von Luftangriffen, Flucht und Vertreibung, Verlust von Eltern im Krieg und sogar der Rekrutierung von Jugendlichen zum Wehrdienst zu einem hohen Anteil an der Gesamtbevölkerung. Bei der Volkszählung in der Bundesrepublik Deutschland 1950 waren von knapp 19 Mio. Menschen unter 25 Jahren etwa 3,3 Mio. Vertriebene und etwa 1,25 Mio. Menschen hatten ihren Vater durch den Krieg verloren. Davon waren 250.000 Vollwaisen [1, 6]. Unzählige weitere hatten die Schrecken der Luftangriffe auf deutsche Großstädte oder Artilleriebeschuss erlebt. Die meisten Angehörigen dieser Generation haben bislang kaum erforschte Bewältigungsstrategien gefunden, die ihnen ein Leben mit zwischenmenschlichen Beziehungen in guter sozialer und beruflicher Integration und ohne relevante psychiatrische Morbidität ermöglicht haben. Heute sind diese Menschen in einem Alter, in dem sie durch körperliche Erkrankungen, altersbedingte Verluste an Funktionalität, Rollenwechsel und alterstypische Erkrankungen des Gehirns vor neue Herausforderungen gestellt werden. In geriatrischen und gerontopsychiatrischen Kliniken und Einrichtungen der Altenhilfe fällt in den letzten Jahren immer häufiger auf, dass diese lange verschwiegenen traumatischen Erfahrungen aus der Kindheit und Jugend in belastender Weise zum Vorschein kommen: Sie werden von Patienten entweder direkt thematisiert oder sie sind Gegenstand von Halluzinationen oder wahnhaften Verkennungen bei demenziellen und deliranten Syndromen. Häufig entsteht erheblicher subjektiver Leidensdruck. …
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Reichling G (1989) Die deutschen Vertriebenen in Zahlen. Teil 2. 40 Jahre Eingliederung in der Bundesrepublik Deutschland. Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen, Bonn, S 34 Reichling G (1989) Die deutschen Vertriebenen in Zahlen. Teil 2. 40 Jahre Eingliederung in der Bundesrepublik Deutschland. Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen, Bonn, S 34
2.
Zurück zum Zitat Yehuda R, Bierer LM (2008) Transgenerational transmission of cortisol and PTSD risk. Prog Brain Res 167:121-135PubMedCrossRef Yehuda R, Bierer LM (2008) Transgenerational transmission of cortisol and PTSD risk. Prog Brain Res 167:121-135PubMedCrossRef
3.
Zurück zum Zitat Golier JA, Harvey PD, Legge J et al (2006) Memory performance in older trauma survivors: implications for the longitudinal course of PTSD. Ann N Y Acad Sci 1071:54-66PubMedCrossRef Golier JA, Harvey PD, Legge J et al (2006) Memory performance in older trauma survivors: implications for the longitudinal course of PTSD. Ann N Y Acad Sci 1071:54-66PubMedCrossRef
4.
Zurück zum Zitat Kuwert P, Knaevelsrud C (2013) Gerontopsychotraumatologie. In: Maercker A (Hrsg.) Posttraumatische Belastungsstörungen, 4. Aufl. Springer, Berlin Heidelberg New York, S 455−468 Kuwert P, Knaevelsrud C (2013) Gerontopsychotraumatologie. In: Maercker A (Hrsg.) Posttraumatische Belastungsstörungen, 4. Aufl. Springer, Berlin Heidelberg New York, S 455−468
6.
Zurück zum Zitat Chaussy U (1982) Jugend. In: Benz W (Hrsg.) Die Bundesrepublik Deutschland. Geschichte in drei Bänden. Bd 2: Gesellschaft. Fischer, Frankfurt, S 35−67 Chaussy U (1982) Jugend. In: Benz W (Hrsg.) Die Bundesrepublik Deutschland. Geschichte in drei Bänden. Bd 2: Gesellschaft. Fischer, Frankfurt, S 35−67
Metadaten
Titel
Psychotraumatologie im Alter
verfasst von
PD Dr. Daniel Kopf
Prof. Dr. Walter Hewer
Publikationsdatum
01.04.2014
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie / Ausgabe 3/2014
Print ISSN: 0948-6704
Elektronische ISSN: 1435-1269
DOI
https://doi.org/10.1007/s00391-014-0649-2

Weitere Artikel der Ausgabe 3/2014

Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 3/2014 Zur Ausgabe

Medien

Medien

Mitteilungen der DGGG

Mitteilungen

Leitlinien kompakt für die Innere Medizin

Mit medbee Pocketcards sicher entscheiden.

Seit 2022 gehört die medbee GmbH zum Springer Medizin Verlag

Notfall-TEP der Hüfte ist auch bei 90-Jährigen machbar

26.04.2024 Hüft-TEP Nachrichten

Ob bei einer Notfalloperation nach Schenkelhalsfraktur eine Hemiarthroplastik oder eine totale Endoprothese (TEP) eingebaut wird, sollte nicht allein vom Alter der Patientinnen und Patienten abhängen. Auch über 90-Jährige können von der TEP profitieren.

Niedriger diastolischer Blutdruck erhöht Risiko für schwere kardiovaskuläre Komplikationen

25.04.2024 Hypotonie Nachrichten

Wenn unter einer medikamentösen Hochdrucktherapie der diastolische Blutdruck in den Keller geht, steigt das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse: Darauf deutet eine Sekundäranalyse der SPRINT-Studie hin.

Bei schweren Reaktionen auf Insektenstiche empfiehlt sich eine spezifische Immuntherapie

Insektenstiche sind bei Erwachsenen die häufigsten Auslöser einer Anaphylaxie. Einen wirksamen Schutz vor schweren anaphylaktischen Reaktionen bietet die allergenspezifische Immuntherapie. Jedoch kommt sie noch viel zu selten zum Einsatz.

Therapiestart mit Blutdrucksenkern erhöht Frakturrisiko

25.04.2024 Hypertonie Nachrichten

Beginnen ältere Männer im Pflegeheim eine Antihypertensiva-Therapie, dann ist die Frakturrate in den folgenden 30 Tagen mehr als verdoppelt. Besonders häufig stürzen Demenzkranke und Männer, die erstmals Blutdrucksenker nehmen. Dafür spricht eine Analyse unter US-Veteranen.

Update Innere Medizin

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.