Erschienen in:
01.04.2009 | Originalarbeit
Intraoperative Evaluation von komplexen Mitralklappenrekonstruktionen durch physiologische Provokationstests
verfasst von:
E. Sanli, M.D., J. Albers, L. Marzban, N. Kayhan, A.A. Peivandi, L. Conzelmann, U. Mehlhorn, M. Dahm, C.-F. Vahl
Erschienen in:
Zeitschrift für Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie
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Ausgabe 2/2009
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die chirurgische Therapie der höhergradigen, komplexen Mitralklappeninsuffizienz (MI) ist idealerweise die Rekonstruktion. Ist diese nicht möglich, erfolgt der Ersatz der Mitralklappe durch eine Prothese. Ziel war es, durch intraoperative physiologische Provokationstests eine Aussage über die Qualität der Mitralklappenrekonstruktionen (MKR) zu gewinnen.
Patienten und Methoden
Zwischen Mai 2004 und Dezember 2007 wurden 95 Patienten (40 Frauen und 55 Männer im Durchschnittsalter von 64 Jahren) einer komplexen Mitralklappenrekonstruktion bei hochgradiger MI unterzogen.
Die Abschätzung der Qualität der MKR erfolgte intraoperativ durch die transösophageale Echokardiographie bei nur noch residualer Herz-Lungen-Maschinen-Unterstützung (Fluss 500–1500 ml), Beatmung und eindeutiger Auswurfleistung des linken Ventrikels.
Das Untersuchungsprotokoll schloss folgende physiologische Provokationstests ein:
2.
Variation der Herzfrequenz durch epimyokardiales Pacing
Demaskierte sich unter diesen Messbedingungen eine nicht zufriedenstellende Qualität der Mitralklappenrekonstruktion (Insuffizienz>1,5°), erfolgte eine chirurgische Reevaluation.
Ergebnisse
Durch die Anwendung dieses Untersuchungsprotokolls zeigte sich bei 19 Patienten (18%) eine MI>1,5°, welche ohne physiologische Provokationstests der Diagnostik entgangen wären. Bei 14 (73,6%) Patienten war eine Revision der Mitralklappenrekonstruktion erfolgreich. Bei 5 der 19 Patienten (26,3%) zeigte auch die erneute Rekonstruktion ein unbefriedigendes Ergebnis, weshalb ein Klappenersatz erfolgte. Bei allen Patienten zeigte sich die Variation der Stimulationsfrequenz als besonders geeignet, um ein höhergradiges Ausmaß von Mitralklappeninsuffizienz nach MKR zu demaskieren (n=18). Nachlast- (n=12) und Vorlaständerungen (n=5) waren weniger sensibel. Postoperativ zeigte sich eine MI von 0-0,5° bei 70 Patienten (73,6%), eine MI von 0,5-1° bei 20 Patienten (21%) und eine MI von 1-1,5° bei 5 Patienten (5,2%).
Fazit
Nach Mitralklappenrekonstruktionen sind physiologische Provokationstests ein geeignetes Instrument zur Evaluation der Qualität der Mitralklappenrekonstruktion, das insbesondere im Rahmen der Ausbildung erhebliche Bedeutung erlangt. Die Daten zeigen, dass vor allem die Variation der Stimulationsfrequenz (Kraft-Frequenz-Beziehung) ein wichtiges Hilfsmittel ist, um die myokardiale Komponente der Mitralklappenrekonstruktionen zu beurteilen.