Erschienen in:
01.11.2009 | Originalarbeit
Tötungsdelinquenten im Normalvollzug unter besonderer Berücksichtigung psychiatrisch unauffälliger Mörder
verfasst von:
Prof. Dr. Werner Laubichler, Prof. Dr. Anton Kühberger
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
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Ausgabe 4/2009
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Zusammenfassung
In einer Untersuchung an 121 Tätern mit Tötungsdelikten im Normalvollzug wurde erhoben, wie viele Fälle von psychiatrisch „unauffälligen“ Tätern vorliegen, also Täter ohne psychiatrische Störungen. Knapp 30% des Probandengutes waren psychiatrisch unauffällige Täter; bei etwa 40% wurde eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, bei einigen wenigen Fällen (7%) Alkoholismus bzw. Polytoxikomanie, und bei den restlichen 23% Persönlichkeitsstörung und Alkoholismus bzw. Polytoxikomanie gleichzeitig. Die psychiatrisch unauffälligen Täter unterschieden sich in folgenden wesentlichen Merkmalen von den psychiatrisch auffälligen Tätern: psychiatrisch unauffällige Täter verübten Tötungen (i) eher an Opfern aus dem Partner- oder Familienbereich, während bei psychiatrisch auffälligen Tätern Tötungen von unbekannten Personen häufiger waren; (ii) hauptsächlich durch Gift und durch Erschlagen, während Tötungen durch Erstechen, Erschießen, oder kombiniert, eher bei psychiatrisch auffälligen Tätern auftraten. (iii) Täter mit psychiatrischer Diagnose waren viel häufiger (beinahe 70%) vorbestraft. Insgesamt zeigte sich, dass psychiatrisch unauffällige Täter keineswegs vernachlässigbar selten sind und von psychiatrisch auffälligen Tätern sinnvoll unterschieden werden können.