Erschienen in:
01.12.2015 | Schwerpunkt
Parasomnien im Kindesalter – Präsentationsformen und ein Streifzug durch die neuere Literatur
verfasst von:
Dr. Reinhold Kerbl, Agnes Karnberger, Irina Grigorow
Erschienen in:
Somnologie
|
Ausgabe 4/2015
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Zusammenfassung
Parasomnien sind abnorme Episoden von Verhaltensmustern oder physiologischen Ereignissen während des Schlafs oder im Verlauf von Schlaf-Wach-Übergängen. Nach der International Classification of Sleep Disorders (ICSD-3) werden Parasomnien bei Kindern und Erwachsenen gleich kategorisiert und in NREM-Parasomnien, REM-Parasomnien und „Andere“ eingeteilt.
Allerdings unterscheiden sich Parasomnien, insbesondere im Vorschulalter, bezüglich Häufigkeit, Präsentation und Prognose wesentlich von jenen im Erwachsenenalter. Im Vordergrund stehen dabei die NREM-Parasomnien Pavor nocturnus (ICD-10 Code F51.4) und Schlafwandeln (F51.3), die REM-Parasomnie Albträume (F51.5) und die erst ab dem 6. Lebensjahr relevante „sonstige“ Parasomnie Enuresis nocturna. Die Prävalenz kindlicher Parasomnien ist stark altersabhängig, häufig sind die kindlichen Parasomnien selbstlimitierend.
Insbesondere der Pavor nocturnus ist jedoch für viele Eltern besorgniserregend, Kinderärzte sind daher bezüglich Aufklärung und (Verhaltens-)Beratung gefordert. Nur sehr selten ist eine medikamentöse Therapie (z. B. mit Clonazepam) angezeigt.
Kindliche Parasomnien können meist allein aufgrund der Anamnese eingestuft werden, von den Eltern angefertigte Videos sind oft hilfreich. Nur selten (insbesondere bei der Differenzialdiagnose epileptischer Anfälle) ist eine Polysomnografie erforderlich.
Ins Jugendalter perpetuierende oder erst im Jugendalter auftretende Parasomnien haben eine schlechtere Prognose und eine hohe Komorbidität. Letztere muss entsprechend abgeklärt werden, um zwischen Primär- und Sekundärphänomenen unterscheiden und eine adäquate Therapie einleiten zu können.