Attraktivität ist keine Frauensache mehr: In punkto Schönheitskorrekturen zieht das „starke Geschlecht“ zwar noch nicht mit den Frauen gleich, dennoch werden solche Eingriffe auch bei Männern immer häufiger. Welche Gründe bewegen sie letztendlich dazu?
Ein attraktives Aussehen wird in der heutigen Zeit immer wichtiger – kein Wunder also, dass die Nachfrage an kosmetischen Eingriffen in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist [1]. Laut der American Society of Plastic Surgeons gab es 2015 alleine in den USA über 15 Millionen chirurgische und minimalinvasive kosmetische Eingriffe [2].
Was bewegt Männer zu Schönheitsoperationen?
Auch Männer interessieren sich mehr und mehr für Schönheitsoperationen – aus welcher Motivation heraus und mit welchen Erwartungen, das untersuchten Ozan Luay Abbas und Kollegen kürzlich [5]. Wie sie herausfanden, könnte ein zusätzlicher Faktor, der sogenannte „masculine gender role stress“ die Männer dazu bringen, sich unters Messer zu legen. Der masculine gender role stress beschreibt die Art von Stress, der Männer aufgrund ihrer männlichen Rolle ausgesetzt sind: Sie passen sich an soziale Rollenbilder und maskuline Ideologien an, die ihnen von der Gesellschaft auferlegt werden. Diese eingeschränkte Rolle wiederum kann als geschlechtsspezifischer Stressor angesehen werden, der die Präferenzen, emotionalen Reaktionen, die Einstellung und das Verhalten von Männern beeinflusst. Neben diesem geben die Autoren zusätzliche Faktoren an, die das männliche Geschlecht zur Schönheitsoperation bewegen könnte.
An der Studie nahmen 151 männliche Patienten (zwischen 18 und 63 Jahren) teil, die sich für einen chirurgischen oder minimalinvasiven Eingriff interessierten. Davon wollten sich 59 (39%) traditionellen Ops wie einer Rhinoplastik (37), einer Korrektur der Gynäkomastie (9), einer Blepharoplastik (6), einer Abdominoplastik (3), einer Liposuktion (3) und einer Rhytidektomie (1) unterziehen. Die anderen 92 Probanden interessierten sich für minimalinvasive Methoden wie eine Botulinumtoxin-Injektion (73), chemische Peelings (13) und Filler (6). Die Kontrollgruppe bestand aus 151 gesunden Männern, die sich nicht einer solchen Prozedur unterziehen wollten. Alle Probanden füllten einen Fragebogen aus, bei dem sie unter anderem Angaben zur Körperwahrnehmung, zur Mediennutzung und der Verwendung von sozialen Medien, zum masculine gender role stress sowie zur Religion machen sollten.
Unzufrieden und gestresst
Wie erwartet war die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper bei der Patientengruppe geringer als die der Kontrollgruppe (p < 0,001). Diejenigen Männer, die sich einer Op. unterziehen wollten, waren dabei noch unzufriedener als diejenigen, die sich für einen minimalinvasiven Eingriff interessierten (p < 0,01). Auch schauten die Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe mehr fern (43% vs. 21%, p < 0,01) und nutzten häufiger soziale Medien als Probanden des Kontrollarms. Bei den Patienten gaben 85% an, soziale Medien regelmäßig oder sogar „immer“ zu nutzen, in der Kontrollgruppe waren es nur 44%. Zudem zeigten die Männer der Patientengruppe höhere Level an masculine gender role stress (p < 0,05).
Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper ist demnach einer der wichtigsten Faktoren, die Männer zu Schönheitskorrekturen bewegen. Aber auch andere Parameter wie der geschlechtsspezifische Rollenstress, der Medienkonsum und die Nutzung sozialer Medien scheinen einen Einfluss zu haben.
Die Studie hat jedoch Limitationen: Die Probanden stellen nur eine kleine sozioökonomische Gruppe einer bestimmten geografischen Region dar. Ob sich die Ergebnisse daher auf Männer aus anderen Regionen übertragen lassen, ist unklar. Außerdem wurde die Kontrollgruppe nicht gefragt, ob sie eine Schönheitsoperationen in Betracht ziehen würden, wenn diese kostenlos für sie wäre.