Erschienen in:
11.12.2019 | Mangelernährung | Leitthema
Prärehabilitation gebrechlicher Patienten
„Frailty“ als Risikofaktor
verfasst von:
PD Dr. H.-M. Tautenhahn, A. Krautscheid, K. Schulte, U. Settmacher, J. Zanow
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 2/2020
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Zusammenfassung
Das Alter der Bevölkerung in Deutschland nimmt dem weltweiten Trend folgend stetig zu. Betrachtet man die hinzugewonnenen „krankheitsfreien“ Lebensjahre, so steigen diese jedoch in Deutschland im internationalen Vergleich signifikant geringer. Als Konsequenz daraus erhöht sich die Anzahl der behandlungspflichtigen und operationspflichtigen älteren, aber vor allem gebrechlicheren Patienten relevant. Mit dem Ziel, das perioperative Risiko dieser Patientengruppen besser zu erfassen, wurden bereits zahlreiche Scoring-Systeme veröffentlicht. Klinisch etabliert haben sich diese Systeme zur Risikoabschätzung in der Chirurgie bis zum aktuellen Zeitpunkt nicht. Die Gruppe der gebrechlichen Patienten in der Chirurgie ist somit insgesamt unterdiagnostiziert. Jedoch gerade diese Patienten bedürfen oft einer individualisierten Behandlung oder einer Anpassung der routinemäßigen perioperativen Betreuung. Es konnte bereits sicher gezeigt werden, dass gebrechliche Patienten eine deutlich höhere Inzidenz für bestimmte Risikofaktoren (postoperatives Delir, Hypovolämie, pharmakologische Nebenwirkungen und Medikamenteninteraktionen) aufweisen. Bei bis zu 70 % der Personen dieser Patientengruppe kann bereits bei der stationären Aufnahme eine Mangelernährung nachgewiesen werden. Unbemerkt und unbehandelt führen diese Risikofaktoren zu höheren Komplikationsraten, einer eingeschränkten Rehabilitationsfähigkeit, einer verlängerten Liegedauer bis hin zu einer erhöhten Mortalität. Spezielle präoperative Risikoscores, welche sowohl physische und psychische als auch soziale Aspekte beleuchten, sollten flächendeckend in den chirurgischen Kliniken implementiert werden. Eine standardisierte Risikoabschätzung und darauf aufbauende evidenzbasierte Prärehabilitationsprogramme, implementiert an gerontochirurgischen Zentren, können so in Zukunft helfen, das Outcome dieser fragilen Patientengruppe zu verbessern.