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Erschienen in:

02.12.2020 | Leitthema

Medien und Homöopathie

Berichterstattung zwischen Lobbynähe und Wissenschaftsferne

verfasst von: Natalie Grams, Udo Endruscheit

Erschienen in: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz | Ausgabe 1/2021

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Zusammenfassung

Medienberichterstattung zur Homöopathie bewegt sich im Vergleich zu anderen medizinischen Themen auffallend häufig außerhalb des evidenzbasierten wissenschaftlichen Kontextes, ungeachtet dessen, dass es anerkannte journalistische Praxis ist, zu Medizin und Gesundheit evidenzbasiert zu berichten.
Ausgehend vom bisherigen Fehlen systematischer Analysen bzw. empirischer Daten zu „Homöopathie in den Medien“ legen die Autoren eine Annäherung an das Thema vor, die auf ihrer jahrelangen Beobachtung der Medienlandschaft aus der Sicht der wissenschaftsbasierten Homöopathiekritik beruht. Als Erklärungshypothese für die vielen evidenzfernen Medienbeiträge zur Homöopathie sehen sie an, dass die Rezeption der Methode auf unterschiedliche Art von Wahrnehmungsmustern und subjektivistischen Tendenzen geprägt ist, deren gemeinsame Basis die verbreitete und weithin unhinterfragte „öffentliche Reputation“ der Methode als „sanfte, nebenwirkungsfreie Alternative zur herkömmlichen Medizin“ ist. Dies führt zur Rezeption des Homöopathiethemas auf unterschiedlich motivierten Metaebenen mehr oder weniger jenseits wissenschaftlicher Evidenz.
Ein Wandel hin zu faktenorientierter Berichterstattung ist zwar zu verzeichnen. Nach wie vor werden aber wissenschaftsferne Metaebenen von der Medienlandschaft bedient, obwohl weitestgehend wissenschaftlicher Konsens darüber besteht, dass Homöopathie keine spezifische arzneiliche Wirkung nachweisen kann. Der vorliegende Artikel skizziert dieses Phänomen anhand typisierender Fallgruppen. Die gegebene Sachlage sehen die Autorin und der Autor als defizitär an. Sie halten zur Behebung eine klare Positionierung von Politik, Wissenschaft und Gesundheitswesen zur Homöopathie neben einer Intensivierung von Aufklärungskampagnen für angezeigt.
Fußnoten
1
Damit ist in erster Linie die historisch-kulturelle Sonderrolle der Homöopathie in Deutschland gemeint, die sich grundlegend von der Rezeption der Methode in anderen Ländern unterscheidet. Aber auch quantitativ ist die Homöopathieaffinität belegbar. Die Daten zur Homöopathienutzung zeigen Deutschland mit Frankreich in Europa praktisch gleichauf, alle anderen Staaten folgen mit Abstand (Quelle: European Social Survey, 2014 via https://​www.​dw.​com/​de/​braucht-es-neue-eu-gesetze-gegen-die-hom%C3%B6opathie/​a-44661270).
 
2
Gesundheitskompetenz ist als gesundheitspolitisches Ziel definiert als die Fähigkeit zum Finden, Verstehen, Bewerten und Umsetzen von Gesundheitsinformationen (https://​www.​bundesgesundheit​sministerium.​de/​themen/​gesundheitswesen​/​gesundheitskompe​tenz/​bevoelkerung.​html).
 
3
Wiewohl von einzelnen homöopathischen Therapeuten „astrologische Homöopathie“ als Variante der Methode offeriert und beschrieben wird, zwar ebenso verfehlt, aber zumindest in dem Bemühen, nicht derartig seichte Trivia in einem direkt produktfreundlichen Umfeld zu liefern wie im hier beschriebenen Zusammenhang (s. Homöopedia des Informationsnetzwerks Homöopathie: https://​tinyurl.​com/​yxu4gwak).
 
4
Hier wäre z. B. das Science Media Center Germany (Köln) zu nennen, auch das Informationsnetzwerk Homöopathie (INH), eine unabhängige Non-Profit-Organisation zur Aufklärung über die Fehlannahmen zur Homöopathie.
 
Literatur
6.
Zurück zum Zitat Homöopedia (2020) Fernsehbeiträge zur Homöopathie: Homöopathie – Medizin oder Mogelpackung? https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Fernsehbeiträge_zur_Homöopathie_-_Homöopathie_-_Medizin_oder_Mogelpackung. Zugegriffen: 26. Juli 2020 Homöopedia (2020) Fernsehbeiträge zur Homöopathie: Homöopathie – Medizin oder Mogelpackung? https://​www.​homöopedia.eu/index.php/Artikel:Fernsehbeiträge_zur_Homöopathie_-_Homöopathie_-_Medizin_oder_Mogelpackung. Zugegriffen: 26. Juli 2020
Metadaten
Titel
Medien und Homöopathie
Berichterstattung zwischen Lobbynähe und Wissenschaftsferne
verfasst von
Natalie Grams
Udo Endruscheit
Publikationsdatum
02.12.2020
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz / Ausgabe 1/2021
Print ISSN: 1436-9990
Elektronische ISSN: 1437-1588
DOI
https://doi.org/10.1007/s00103-020-03255-z

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