Zusammenfassung
Die Auswirkungen kardiovaskulärer Risikofaktoren, oft hervorgerufen durch Übergewicht, Adipositas und ungünstigen Lebensstil, auf die männliche Sexualität sind mittlerweile gut belegt. Eine vaskulär bedingte Erektile Dysfunktion gilt sogar als Prädiktor für die Manifestation einer koronaren Herzkrankheit und ein bald zu erwartendes kardiovaskuläres Ereignis. Somatische Faktoren der weiblichen sexuellen Reaktion, insbesondere kardiovaskuläre Risikofaktoren, haben bislang – verglichen mit der männlichen Sexualität- wenig Aufmerksamkeit erfahren. Untersuchungen der letzten Jahre belegen jedoch ohne Zweifel, dass direkte negative Effekte der Adipositas und ihrer Komorbiditäten auf die weibliche Sexualität vorhanden sind; allerdings haben durch Adipositas vermittelte kardiovaskuläre Risikofaktoren bei Frauen im Allgemeinen einen milderen Bezug zu sexuellen Dysfunktionen als bei Männern. Lebensstil-Veränderungen mit adäquater Bewegung und Ernährung sind therapeutisch effektiv und werden in den Guidelines sexualmedizinischer Fachgesellschaften als erste Maßnahme zur Besserung sexueller Dysfunktionen empfohlen, zumindest aber flankierend zur medikamentösen Therapie. Oft haben sich als Folge eines vaskulär-metabolischen Risikoprofils jedoch bereits Komorbiditäten wie Hypertonus, Diabetes mellitus II, Dyslipidämie und Atherosklerose manifestiert, die allein durch eine gesundheitsbewusste Verhaltensänderung nicht mehr zu kontrollieren sind und eine medikamentöse Intervention erfordern. Bei der Auswahl der einzusetzenden Medikamente können meist Nachteile für sexuelle Funktionen vermieden werden.