Erschienen in:
01.08.2014 | Leitthema
Moderne Behandlung der juvenilen idiopathischen Arthritis
verfasst von:
Prof. Dr. G. Horneff
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 8/2014
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Zusammenfassung
Innovative Entwicklungen in der Pharmakotherapie der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) ermöglichen nicht nur die Vermeidung von Langzeitschäden und Behinderungen, sondern auch die rasche Induktion einer Remission mit Verkürzung der aktiven Erkrankungsphase. In diesem Beitrag werden pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten auf der Grundlage von klinischen Studien und langfristigen Dokumentationen der Behandlungserfahrung diskutiert. Während bei der oligoartikulären juvenilen idiopathischen Arthritis (Oligo-JIA) weiterhin zunächst intraartikuläre Kortikosteroide und nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente eingesetzt werden, erfolgt bei der rheumafaktorpositiven und -negativen Polyarthritis, der „Extended“-Oligoarthritis („extended oligoarticular juvenile idiopathic arthritis“, eoJIA) und der polyartikulären Psoriasisarthritis (PsA) eine frühe Behandlung mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten. Sofern nicht kontraindiziert, ist Methotrexat (MTX) das Medikament der Wahl, während Sulfasalazin sich bei der Enthesitis-assoziierten Arthritis („enthesitis-related arthritis“, ERA) bewährt hat. Bei Nichterreichen des Therapieziels nach 3 bis 6 Monaten erfolgt eine rasche Therapieeskalierung unter Einsatz von Biologika. Ab einem Patientenalter von 2 Jahren stehen hier die Tumor-Nekrose-Faktor(TNF)-Inhibitoren Etanercept und Adalimumab sowie der Interleukin-6(IL-6)-Rezeptor-Antikörper Tocilizumab zur Verfügung. Bei unzureichendem Ansprechen ist ein Therapiewechsel ebenfalls in kurzen, 3- bis 6-monatigen Abständen zu erwägen, weiterhin mit dem Ziel der Remissionsinduktion. Im Rahmen der Therapie der systemischen juvenilen idiopathischen Arthritis (sJIA, M. Still) wird zwischen eher systemischen und artikulären Verläufen unterschieden. Während Letztere wie eine Polyarthritis behandelt werden, erfolgt bei systemisch aktiven Verläufen nach zeitlich limitiertem Einsatz von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und Kortikosteroiden die frühzeitige Zytokinblockade mit Tocilizumab oder den IL-1-Inhibitoren Anakinra oder Canakinumab. Der Einsatz von Anakinra zur steroidfreien Ersttherapie der sJIA ist ein vielversprechender pathophysiologisch gerichteter Therapieansatz, derzeit aber noch als experimentell zu klassifizieren.