Erschienen in:
01.08.2012 | Kasuistiken
Modifizierte Blitzintubation im Kreißsaal
Fallserie zum Einsatz von Rocuronium und Sugammadex
verfasst von:
Dr. D. Nauheimer, C. Kollath, G. Geldner
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 8/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die bronchopulmonale Aspiration ist eine weit gefürchtete Komplikation in der Anästhesie. Ihre Inzidenz wird mit etwa 0,3–1% angegeben, und sie geht mit deutlich erhöhter Morbidität sowie Mortalität einher (Beck-Schimmer u. Bonvini, Eur J Anaesthesiol 2011, 28:78–84). Die „rapid sequence induction“ (RSI, Notfalleinleitung) stellt das Verfahren der Wahl zur Narkoseeinleitung des aspirationsgefährdeten Patienten dar. Seit mittlerweile über 50 Jahren gilt bei der RSI Succinylcholin aufgrund seiner kurzen Anschlagszeit und kurzer Wirkdauer als Relaxans der Wahl. Im Hinblick auf das ausgeprägte Nebenwirkungsprofil von Succinylcholin wurde versucht, besser geeignete, alternative Relaxanzien, wie beispielsweise Rocuronium zur RSI einzusetzen.
Material und Methode
In einer kleinen Fallserie wurde im Rahmen von Sectiones im Kreißsaal bei 10 Schwangeren ein modifiziertes RSI-Protokoll verwendet. Dieses beinhaltete zur Einleitung der Muskelrelaxation die Gabe von 1,0 mg/kgKG Rocuronium und die Aufrechterhaltung einer tiefen Relaxierung bis zum Ende der Operation. Zur Reversierung der neuromuskulären Blockade nach Beendigung der Hautnaht wurde das µ-Zyklodextrin Sugammadex, in einer Dosierung abhängig von der Tiefe der neuromuskulären Restblockade, appliziert. Neben den Intubationsbedingungen nach 60 s wurden Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen, Heiserkeit, anaphylaktische Reaktionen, postoperative Übelkeit und Erbrechen postoperativ, nach 24 und 48 h erfragt sowie dokumentiert.
Schlussfolgerungen
Die Kombination von Rocuronium und Sugammadex zur RSI im Rahmen von Sectiones im Kreißsaal vereint neben den Vorteilen der nichtdepolarisierenden Eigenschaften des Rocuroniums schnelle Anschlagszeiten, sehr gute Intubationsbedingungen und die rasche Reversierung durch Sugammadex am Operationsende. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Heiserkeit sowie Halsschmerzen beklagten 30% und Muskelschmerzen 10% der untersuchten Frauen bis 48 h nach dem Eingriff.