Erschienen in:
08.07.2016 | Wundinfektion | Leitthema
Aktuelle Studienlage zum Bauchdeckenverschluss
Klassische Nahttechniken
verfasst von:
P. Heger, F. Pianka, M. K. Diener, A. L. Mihaljevic
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 9/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Zu den häufigsten Komplikationen nach abdominalchirurgischen Eingriffen mittels Laparotomie gehören Narbenhernien und Wundinfektionen, welche in mehr als 10–15 % der Fälle auftreten. Das Risiko dieser Komplikationen lässt sich durch chirurgische Technik und die Verwendung von speziellem Nahtmaterial jedoch reduzieren. Im Jahr 2010 ergab die INLINE-Metaanalyse des Studienzentrums der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (SDGC), dass eine fortlaufende Nahttechnik mit einem langsam resorbierbaren Nahtmaterial die besten Ergebnisse nach elektiver medianer Laparotomie in Bezug auf das Narbenhernienrisiko zeigt.
Ziel der Arbeit
Ziel dieser Arbeit soll eine Aktualisierung der INLINE-Metaanalyse sein. Dazu sollen mittels einer systematischen Literaturrecherche alle randomisiert-kontrollierten Studien (RCT) erfassen werden, die seit 2010 zum Thema Bauchdeckenverschluss veröffentlicht wurden, um so den aktuellen Stand der Evidenz zu den konventionellen Nahttechniken zusammenfassend darzustellen.
Material und Methoden
Am 28.01.2016 erfolgte eine systematische Literaturrecherche über „MEDLINE“ und das „Cochrane Central Register of Controlled Trials“ (CENTRAL). Hierüber wurden alle verfügbaren RCTs zu chirurgischen Techniken des Bauchdeckenverschlusses identifiziert und eingeschlossen.
Ergebnisse
Seit 2010 wurden neun RCTs identifiziert, die verschiedene Techniken zum Bauchdeckenverschluss verglichen. In drei monozentrischen RCTs zum Vergleich von Nahtmaterialien nach Laparotomie ergaben sich keine neuen Erkenntnisse zur INLINE-Metaanalyse, sodass weiterhin ein langsam resorbierbarer Faden in fortlaufender Technik zum Erreichen einer möglichst niedrigen Narbenhernienrate empfohlen werden kann. Des Weiteren wurden sechs RCTs zum Thema antimikrobielle Beschichtung gefunden, die insgesamt keinen signifikanten Vorteil in Bezug auf Wundinfektionen durch Triclosan-Nahtmaterial zeigen konnten.
Diskussion
Die aktuelle Studienlage ergibt, dass weiterhin ein langsam resorbierbares, monofiles Nahtmaterial in fortlaufender Nahttechnik bei der elektiven medianen Laparotomie die besten Ergebnisse zeigt. Triclosan-beschichtete Nahtmaterialien können zu einer Reduktion der Wundinfektionsrate nicht empfohlen werden. Für Notfalllaparotomien konnte bisher kein Vorteil für eine bestimmte Nahttechnik oder ein spezielles Nahtmaterial gezeigt werden.