Erschienen in:
14.06.2022 | Nierenarterienstenose | Leitthema
Interventionelle Therapie einer atherosklerotischen Nierenarterienstenose
Pro und kontra
verfasst von:
Prof. Dr. med. Tomas Lenz
Erschienen in:
Die Nephrologie
|
Ausgabe 4/2022
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Zusammenfassung
Eine hämodynamisch wirksame atherosklerotisch bedingte Nierenarterienstenose einer oder beider Nierenhauptarterien (in seltenen Fällen auch eine stenosierte größere Segmentarterie) mit einer Lumeneinengung von mindestens 70 % kann zu unterschiedlichen Erkrankungen führen: bei unilateraler Stenose zu einer renovaskulären Hypertonie, bei bilateraler Stenose (bzw. bei funktioneller oder tatsächlicher Einzelniere mit Stenosierung) auch zu einer oft progredienten Niereninsuffizienz (ischämische Nephropathie) und/oder zum akuten Lungenödem („pulmonary flash edema“). Kausal früher oft angestrebte revaskularisierende Verfahren (Angioplastie mit und ohne Stentapplikation, seltener gefäßchirurgische Revaskularisation) erreichen eine Wiedereröffnungsrate von über 90 %. Allerdings bleiben nach den Ergebnissen randomisierter Studien bei den katheterbasierten Interventionen die erhofften funktionellen Auswirkungen, etwa eine verbesserte Blutdruckeinstellung oder eine Nierenfunktionsverbesserung und eine verringerte Gesamtsterblichkeit, hinter den Erwartungen zurück, sodass einer optimalen medikamentösen Therapie meist der Vorzug gegeben wird. Patienten mit kritischer Stenosierung und stärker ausgeprägten klinischen Komplikationen wie rezidivierendem Lungenödem oder progredientem Nierenversagen können von einer solchen Maßnahme profitieren. Im Einzelfall kann es daher vertretbar und im Sinne einer Ultima ratio auch medizinisch notwendig sein, ein revaskularisierendes Verfahren einzusetzen. Die sorgfältige Auswahl hierfür geeigneter Patienten ist für den klinischen Erfolg ausschlaggebend.