Erschienen in:
12.04.2016 | Pflege | Leitthema
ÖGD-Initiative zur Verbesserung der Durchimpfung bei Asylsuchenden
verfasst von:
Stefan O. Brockmann, Stephanie Wjst, Ursula Zelmer, Stefanie Carollo, Mirjam Schmid, Gottfried Roller, Martin Eichner
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 5/2016
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Zusammenfassung
Die Zahl der Asylsuchenden in Deutschland ist im Jahr 2015 stark angestiegen. Zu deren medizinischer Versorgung gehören auch die amtlich empfohlenen Schutzimpfungen, allerdings liegen hierzu in Deutschland bisher keine detaillierten Angaben vor. Das Gesundheitsamt Reutlingen entwickelte angesichts steigender Flüchtlingszahlen ein Konzept, um Asylsuchenden zur vorläufigen Unterbringung im Landkreis den Zugang zu Schutzimpfungen zu erleichtern. Dieses Impfkonzept beinhaltet die Koordination verschiedener Partner, die Bereitstellung von Impfstoffen und anderen Materialien durch das Gesundheitsamt sowie die Kooperation mit der Kreisärzteschaft. Um die ersten Erfolge zu überprüfen und die Weiterentwicklung zu beschleunigen, verglichen wir die Anzahl der von Ärzten aus eigener Initiative (außerhalb des Impfkonzepts) durchgeführten Impfungen mit denjenigen Impfungen, die im Rahmen des Konzepts durchgeführt wurden. Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum 2256 Asylsuchende zur vorläufigen Unterbringung aufgenommen. Das Impfkonzept wurde zunächst nur in einigen Unterkünften angewandt. Insgesamt erhielten 642 (28 %) der 2256 Asylsuchenden mindestens eine Impfung, wobei 571 (89 %) der Geimpften im Rahmen des neu entwickelten Impfkonzepts geimpft wurden. Während in Unterkünften, die bisher nicht in das neue Konzept eingeschlossen wurden, nur etwa 6 % der Asylsuchenden geimpft wurden, betrug die Impfquote in den eingeschlossenen Unterkünften bis zu 58 %. Obwohl die Umsetzung des Konzepts erste Erfolge erzielte, sind weitere Verbesserungen und Innovationen für einen ausreichenden Impfschutz bei Asylsuchenden nötig. Bei den erwarteten Neuzuweisungen erfordern die Anpassungen und Ausweitung des Konzepts auf alle Gemeinschaftsunterkünfte (GU) eine stabsmäßige Planung und Koordinierung. Darüber hinaus sind zusätzliche Ressourcen erforderlich.