Kontrollendoskopie bei Barrett-Ösophagus lohnt sich

Werden Ösophaguskarzinome bei Barrett-Patienten während einer Kontrollendoskopie entdeckt, sind die Tumoren meist noch in einem früheren Stadium. Das wirkt sich auf die Lebenszeit aus. Bei Patienten mit Barrett-Ösophagus wird bekanntlich eine endoskopische Überwachung nahegelegt, um Neoplasien und ein Speiseröhrenkarzinom frühzeitig zu erkennen. Die Aktuelle Leitlinie „Gastroösophageale Refluxkrankkheit“ rät zu einer endoskopischen Kontrolluntersuchung ein Jahr nach der Barrett-Diagnose, anschließend genügt eine Endoskopie alle drei bis vier Jahre. Bei leichtgradigen intraepithelialen Neoplasien wird eine jährliche Kontrolluntersuchung empfohlen. Da Ösophaguskarzinome recht selten auftreten, die Betroffenen aber meist rasch ins Grab bringen, weiß niemand so genau, ob sich die regelmäßigen Kontrollen auszahlen, indem sie die krebsbedingte Morbidität sowie Mortalität verringern. Dazu gab es bislang nur kleinere Studien und retrospektive Analysen, berichten Dr. Hashem El-Serag und Mitarbeiter vom Baylor College of Medicine in Houston. Krebsbezogene Mortalität um 53% reduziert In einer eigenen Untersuchung zu knapp 30.000 älteren Barrett-Patienten fanden die Gastroenterologen jetzt Hinweise, wonach bei Ösophaguskarzinompatienten, deren Tumor bei einer Kontrolluntersuchung entdeckt wird, die krebsbedingte Sterblichkeit halb so hoch und die Fünf-Jahres-Gesamtsterblichkeit um ein Drittel geringer ist als bei Betroffenen, deren Tumor nicht bei einer solchen Kontrolle gefunden wird. Nach diesen Daten scheint eine regelmäßige Kontrolle zu einer früheren Tumordiagnose und einer besseren Prognose zu führen. Für die Analyse berücksichtigten die Ärzte um El-Serag Angaben zu 29.500 Barett-Patienten aus einer Datenbank der nationalen Veterans Health Administration (VHA). Von diesen entwickelten 424 im Laufe von fünf Jahren ein Ösophaguskarzinom – fast alle waren Männer (99,8%). Im Mittel hatten die Patienten vier Kontrolluntersuchungen zwischen der Barrett- und der Karzinomdiagnose absolviert. Das Team um El-Serag schaute nun, ob der Tumor bei eine Barrett-Kontrolluntersuchung entdeckt wurde – das war bei 209 Personen der Fall – oder eben nicht (bei 215 Männern). Zur ersten Gruppe zählten auch Patienten mit Dysplasien, die bei einer Kontrollendoskopie entdeckt wurden und die anschließend engmaschiger überwacht wurden. Zur zweiten Gruppe gehörten Patienten, bei denen außerhalb einer Kontrolluntersuchung eine Dysplasie entdeckt und der Tumor bei einer darauf folgenden Dysplasie-Kontrolluntersuchung aufgespürt wurde. Bei den übrigen Patienten der zweiten Gruppe fanden die Ärzte den Tumor in der Regel erst bei einer diagnostischen Endoskopie – die Betroffenen hatten also schon Krebssymptome. Im Laufe der Beobachtungszeit starb etwa die Hälfte der Karzinompatienten, 90% davon aufgrund des Tumors. Wie sich zeigte, war die Mortalität bei Patienten deutlich geringer, bei denen das Karzinom infolge einer Barrett-Kontrolluntersuchung festgestellt worden war (Gruppe 1). Wurden Tumorstadien und Therapien berücksichtigt, ergab sich eine um 37% geringere Sterberate als in der zweiten Gruppe. Die krebsbezogene Mortalität war sogar um 53% reduziert. Im Median lebten Patienten aus der ersten Gruppe 3,2 Jahre, in der zweiten 2,3 Jahre. Begrenzte Aussagekraft Die bessere Prognose bei Tumoren, die während einer Barrett-Kontrolluntersuchung entdeckt wurden, führen die Studienautoren auf eine Häufung früher Tumorstadien zurück. So fanden sie bei 75% einen Tumor im Stadium 0 oder 1, dies war nur bei 56% in der zweiten Gruppe der Fall. Die Aussagekraft der Studie ist jedoch begrenzt, schließlich hatten die Patienten in beiden Gruppen ähnlich oft Kontrolluntersuchungen absolviert, die einen hatten eben das Glück, dass der Tumor dabei entdeckt wurde, die anderen nicht. Immerhin wurden drei Viertel der Tumoren bei Barett- oder Dysplasie-Kontrollen aufgespürt. Die Unterteilung der Patienten mit Dysplasie-Kontrollen auf zwei verschiedene Gruppen macht die Interpretation der Daten nicht gerade einfacher, hier haben die Studienautoren wohl zu viel in einen Topf geworfen. Sinnvoller wären Angaben, wie viele Kontrolluntersuchungen nötig sind, um einen Todesfall durch ein Ösophaguskarzinom zu verhindern, oder Hinweise, wie häufig Kontrollendoskopien bei Patienten mit und ohne Dysplasien nötig sind.

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