Ketoazidose-Risiko unter SGLT-2-Hemmern bestätigt

Als Nebenwirkung einer Therapie mit SGLT-2-Inhibitoren kann in seltenen Fällen eine (atypische) diabetische Ketoazidose auftreten. Das Risiko scheint fast dreimal so hoch wie unter DPP-4-Hemmern zu sein. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Um die Vorteile von SGLT-2-Hemmern in Bezug auf Herz und Nieren richtig ausspielen zu können, gilt es, die mögliche Nebenwirkung einer diabetischen Ketoazidose (DKA) im Blick zu haben, zu der die Behandlung unter Umständen beitragen kann. Das absolute Risiko einer DKA scheint zwar gering zu sein, im Vergleich zu einer Behandlung mit DPP-4-Hemmern ist es aber fast verdreifacht. Zu dieser Einschätzung kommt eine große Kohortenstudie, die von den kanadischen Instituten für Gesundheitsforschung finanziert wurde. Zwei Fälle pro 1000 Patientenjahre Anhand von elektronischen Krankenakten wurden in Kanada und Großbritannien 208.757 Typ-2-Diabetiker identifiziert, bei denen eine Therapie mit einem SGLT-2-Hemmer begonnen worden war. Jedem dieser Patienten wurde ein vergleichbarer Patient mit einer DPP-4-Hemmer-Therapie gegenübergestellt. Insgesamt 521 Teilnehmer wurden in der Nachbeobachtungszeit von knapp einem Jahr wegen einer DKA stationär behandelt. Rein rechnerisch ereigneten sich unter SGLT-2-Hemmern 2,03 und unter DPP-4-Hemmern 0,75 DKA-Fälle pro 1000 Personenjahre. Damit war das Risiko unter Gliflozinen adjustiert 2,85-mal so hoch wie in der Kontrollgruppe. Der Risikoanstieg war mit jedem der drei untersuchten Wirkstoffe signifikant, am deutlichsten mit Canagliflozin (3,6-fach), gefolgt von Empagliflozin (2,5-fach) und zuletzt Dapagliflozin (1,9-fach). Klasseneffekt vermutet Alter und Geschlecht der Patienten hatten keinen Einfluss auf das DKA-Risiko. Dagegen waren Teilnehmer, die zuvor schon Insulin bekommen hatten, unter SGLT-2-Inhibitoren seltener von einer DKA betroffen als Patienten ohne vorausgegangene Insulintherapie. Das könnte darauf hinweisen, dass Typ-2-Diabetiker, deren Erkrankung noch nicht so weit fortgeschritten ist, anfälliger sind für Gliflozin-assoziierte DKA. Bei der erhöhten DKA-Rate handelt es sich nach Ansicht der Studienautoren um Antonios Douros (McGill-Universität, Montreal) vermutlich um einen Klasseneffekt der SGLT-2-Hemmer. Dass der Effekt unterschiedlich stark ausfalle, lasse sich mit Unterschieden in der Pharmakodynamik (SGLT-2-Rezeptor-Selektivität) und Pharmakokinetik (Grad der renalen Elimination) erklären. Vorsicht: BZ kann normal sein! In den Fachinformationen der Gliflozine wird auf das Risiko einer DKA hingewiesen. Es soll in Betracht gezogen werden „beim Auftreten von unspezifischen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Anorexie, Bauchschmerzen, übermäßigem Durst, Schwierigkeiten beim Atmen, Verwirrtheit, ungewöhnlicher Müdigkeit oder Schläfrigkeit“. Aufgrund des Wirkmechanismus der SGLT-2-Hemmer kann eine DKA auch dann vorliegen, wenn der Blutzucker normal oder nur leicht erhöht ist. Verdächtige Patienten sollten daher „unabhängig vom Blutzuckerspiegel beim Auftreten dieser Symptome unverzüglich auf eine Ketoazidose hin untersucht werden“. Wegen der Gefahr einer DKA ist eine SGLT-2-Hemmer-Therapie außerdem zu unterbrechen, wenn Patienten wegen eines größeren chirurgischen Eingriffs oder einer akuten schweren Krankheit stationär behandelt werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch ist das Risiko einer diabetischen Ketoazidose (DKA) unter SGLT-2-Hemmern im Vergleich zu DPP-4-Hemmern? Antwort: Mit einer Inzidenz von 2,03 vs. 0,75 pro 1000 Personenjahre war das Risiko rund dreimal so hoch. Bedeutung: Bei entsprechenden Symptomen muss bei Patienten mit SGLT-2-Inhibitor-Therapie eine DKA in Betracht gezogen werden. Einschränkung: Retrospektive Beobachtungsstudie, kurze Nachbeobachtung.

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