Erschienen in:
20.09.2017 | Arzneimittelallergien und Intoleranzreaktionen | Leitthema
Schwere kutane Arzneimittelreaktionen im Kindesalter
verfasst von:
Prof. Dr. M. Mockenhaupt
Erschienen in:
Die Dermatologie
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Ausgabe 10/2017
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Zusammenfassung
Zu den schweren Arzneimittelreaktionen im Kindesalter zählt neben dem Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und der toxisch epidermalen Nekrolyse (TEN) eine spezifische Form des Hypersensitivitätssyndroms, das heute als „drug reaction with eosinophilia and systemic symptoms“ (DRESS) bezeichnet wird. Während SJS/TEN als eine Reaktionsform unterschiedlichen Schweregrades angesehen wird, ist DRESS durch eine Multiorganbeteiligung hiervon wie auch von anderen schweren Exanthemen zu unterscheiden. Obwohl SJS/TEN allgemein als Arzneimittelreaktion gilt, sind insgesamt nur ca. 75 % der Fälle tatsächlich durch Arzneimittel ausgelöst, bei Kindern sogar nur ca. 50 %. Erst nach einer klaren Diagnosestellung können spezifische therapeutische Maßnahmen folgen, wobei dem Absetzen des auslösenden Agens eine Schlüsselrolle zukommt, sich die weitere Behandlung aber deutlich unterscheidet. Um das verursachende Arzneimittel identifizieren und absetzen zu können, muss eine sehr detaillierte und gründliche Arzneimittelanamnese erhoben werden. Zu den hochverdächtigen Auslösern von SJS/TEN im Kindesalter gehören v. a. antibakterielle Sulfonamide und verschiedene Antiepileptika. DRESS wird bei Kindern und Jugendlichen ebenfalls häufig durch Antiepileptika induziert, aber auch durch Sulfonamide und Minocyclin. Im Gegensatz zu Erwachsenen wird für beide Erkrankungsformen Allopurinol nur selten als Auslöser beobachtet. Die supportive Therapie mit entsprechenden Lokalmaßnahmen, Schmerztherapie, augenärztlicher Mitbetreuung etc. ist bei SJS/TEN der Goldstandard, wobei eine kurzfristige immunmodulierende Therapie mit Cyclosporin A in neueren Untersuchungen sehr Erfolg versprechend ist. Bei DRESS hingegen empfiehlt sich eine systemische Therapie mit Glukokortikosteroiden, die über einen längeren Zeitraum langsam ausgeschlichen werden.