Gefährliche Zauberperlen: neue Quelle für Fremdkörperingestionen

In der Palette der möglichen Fremdkörper, die Kinder gerne verschlucken, gibt es einen Neuzugang: aufquellende Wasserperlen, sogenannte Aquabeads. Radiologen aus New Jersey berichten von einem Fall eines kleinen Jungen mit Ileus. „Aquabeads“ sind Bastelperlen, die meist aus Polyacrylamid bestehen und sich mit Wasser verbinden können. Nach der Gestaltung eines Bildes etwa werden sie mit Wasser besprüht und kleben dann nach dem Trocknen zusammen. Das Gefährliche daran: Die Perlen sind anfangs kleine Kügelchen mit einer Größe von weniger als 1 cm und dehnen sich nach dem Kontakt mit Wasser auf bis zu 5 cm aus, was dem 200-Fachen des ursprünglichen Volumens entspricht. Mit ihren bunten Farben und einer matschigen Textur wirken sie wie Süßigkeiten und verleiten Kinder dazu, sie zu essen. Das musste auch ein Team von Radiologen vom Cooperman Barnabas Medical Center aus Livingston im Bundesstaat New Jersey feststellen, das einen Fremdkörper im Darm eines zehn Monate alten Jungen verortete, der sich als eine Zauberperle entpuppte. Zuvor wurde der Säugling mehrmals in die Notaufnahme gebracht. Er litt unter Bauchschmerzen, galligem Erbrechen und bis zu 38,7 °C Fieber. Er nässte seine Windeln immer weniger ein, wollte nicht gestillt werden und war apathisch. Die Ärztinnen und Ärzte diagnostizierten eine Tachykardie und metabolische Azidose. In der Notaufnahme wurde der Patient mit intravenösen Flüssigkeiten und Ondansetron behandelt und weiter untersucht. Röntgenaufnahmen des Abdomens zeigten aufgeblähte Darmschlingen, die auf einen Darmverschluss hindeuteten. Es wurde eine Magensonde gelegt und die Kinderchirurgie konsultiert. Eine Röntgenkontrastmitteluntersuchung des oberen Gastrointestinaltrakts ergab eine deutlich verzögerte Kontrastmittelpassage vom Magen zum Duodenum ohne Malrotation. Auf den späten Röntgenaufnahmen des Abdomens zeigte sich ein stark erweiterter, kontrastmittelgefüllter Dünndarm, der an der Ileozökalklappe abrupt abgeschnitten war. Angesichts der klinischen Präsentation mit einem schmerzhaften und aufgeblähten Abdomen wurde eine explorative Laparotomie durchgeführt. Sofort traten große Mengen strohfarbener Flüssigkeit aus der Peritonealhöhle aus. Im mittleren Dünndarm wurde eine deutliche Veränderung des Durchmessers festgestellt, die auf einen intraluminalen, kugelförmigen Fremdkörper zurückzuführen war. Es wurde eine Enterotomie vorgenommen, bei der eine „Aquabead“ zum Vorschein kam. Etwa 7 cm des ischämischen Darms mussten reseziert und eine primäre Anastomose durchgeführt werden. Der Patient erholte sich gut und konnte später in stabilem Zustand entlassen werden. Sonografisch untersuchen Der normale Dünndarmdurchmesser bei pädiatrischen Patienten misst bis zu 2,5 cm, bei Erwachsenen sind es rund 3,0 cm. Perlen, die bis zu einem Durchmesser von 5 cm aufquellen können, werden dann zu einer Gefahr. „Es ist nicht nur für Notfallmediziner, sondern auch für Radiologinnen und Radiologen wichtig, bei einem Kind, das sich mit Erbrechen vorstellt, eine Ingestion dieser superabsorbierenden Polymerperlen in Betracht zu ziehen, die zu einer Obstruktion des Dünndarms führen können“, betont das Radiologenteam um Alexandra Castro. Die Polymerkügelchen sind röntgendurchlässig, was die Diagnose weiter verzögert und erschwert. Deshalb sollte bei der Untersuchung eines Dünndarmverschlusses Ultraschall zum Einsatz kommen. „Unser Fall unterstreicht die Notwendigkeit, die Öffentlichkeit über die potenziellen Gefahren dieser Polymer-Wasserperlen aufzuklären“, so Castro und ihr Team weiter. Das Verschlucken der Perlen kann nicht nur zu tödlichen gastrointestinalen Komplikationen führen, sondern es wurden auch Fallberichte über fokale Bronchiektasien infolge der Aspiration sowie über eine Erosion des äußeren Gehörgangs und der Cochlea mit hochgradigem Hörverlust aufgrund einer übersehenen Perle im Ohr veröffentlicht.

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