Erschienen in:
28.02.2024 | Leitthema
Palliative Chirurgie des metastasierten Prostatakarzinoms
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. Axel Heidenreich, Christian Bach, David Pfister
Erschienen in:
Die Urologie
|
Ausgabe 3/2024
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die kombinierte Androgendeprivation mit einem neuen Androgenrezeptorbiosyntheseinhibitor, dem Zytostatikum Docetaxel oder der Kombination mit Abirateron/Prednison plus Docetaxel bzw. Darolutamid plus Docetaxel stellen die Therapie der Wahl des metastasierten hormonsensitiven Prostatakarzinoms (mHSPC) dar. Trotz des meist guten Ansprechens hat diese Therapie nur einen palliativen Charakter und führt unweigerlich nach durchschnittlich 2,5 bis 4 Jahren zur Entwicklung eines kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (CRPC). In diesem Fall stehen neben der klassischen Taxan-basierten Chemotherapie, die sekundäre Hormonablation, die Radionuklidtherapie mit Radium 223 oder Lutetium 177 (177Lu)-PSMA als neuere Therapieverfahren zur Verfügung. Aufgrund der dadurch – je nach Therapieansprechen – verlängerten Überlebenszeit gewinnen behandlungswürdige Komplikationen durch das lokal progrediente CRPC, Lokalrezidive oder pelvine Lymphknotenmetasen zunehmend an Bedeutung. Treten Komplikationen des unteren Harntrakts wie rezidivierende transfusionspflichtige Makrohämaturien mit oder ohne Blasentamponade, eine subvesikale Obstruktion mit der Notwendigkeit einer Harnableitung oder rektourethrale/rektovesikale Fisteln auf, stehen als palliative chirurgische Therapieoptionen die palliative transurethrale Resektion der Prostata (TURP), die radikale (Zysto‑)Prostatektomie mit entsprechender Harnableitung sowie die posteriore Exenteration bei rektaler Infiltration zur Verfügung. Bei Harnstauungsnieren aufgrund einer supravesikalen Obstruktion stehen je nach Erlebenserwartung und Allgemeinzustand des Patienten die Anlage einer endoluminalen Ureterschiene oder perkutanen Nephrostomie sowie chirurgisch rekonstruktive Maßnahmen wie die Ureterneuimplantation, Ureter-Ileum-Interponat oder Implantation eines Detour®-Systems (Coloplast GmbH, Hamburg, Deutschland) als Therapieoptionen zur Verfügung.