Erschienen in:
30.11.2018 | Leitthema
Patientenbeteiligung: Herausforderungen für die verbandliche Selbsthilfe und die Gemeinsame Selbstverwaltung
verfasst von:
Dr. Martin Danner, Prof. Dr. Norbert Schmacke
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 1/2019
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Zusammenfassung
Die Einbindung der Patientenperspektive in Entscheidungsfindungsprozesse im Gesundheitswesen wird heute insbesondere in Deutschland allgemein begrüßt. Dabei stellen Selbsthilfeverbände inzwischen den weitaus größten Teil der Patientenvertretungen in verschiedenen Gremien. Kernelement der Selbsthilfe ist die gegenseitige Unterstützung chronisch kranker und behinderter Menschen sowie ihrer Angehörigen in Selbsthilfegruppen.
Die Patientenbeteiligung scheint die Selbsthilfe aber in ein unauflösliches Dilemma zu führen: Entweder müssen traditionelle Arbeitsformen der Selbsthilfe aufgegeben werden, damit sie als professionell handelnder Player in den Diskursen der Gemeinsamen Selbstverwaltung von Ärzten und Krankenkassen auftreten kann, oder aber man bleibt dem Austausch in der Selbsthilfe im ursprünglichen Sinne treu und ist dann mit der Patientenbeteiligung schlichtweg überfordert.
Begreift man aber die Selbsthilfe und die Gemeinsame Selbstverwaltung als soziale Systeme, dann wird deutlich, dass Patientenbeteiligung diese Systeme zwar zueinander in Bezug setzt, aber nicht zu einem Dominanz-Unterordnungs-Verhältnis führt. Selbsthilfe muss zwar die Anforderungen und Inputs der Selbstverwaltung, aber auch der Systeme „Wissenschaft“ und „Recht“ verarbeiten, ist aber ihrerseits auch als Aufgabe und Chance für die Selbstverwaltung zu verstehen, deren Systemziele besser zu erreichen.