Erschienen in:
01.08.2013 | Leitthema
Personalisierte Neuroonkologie
verfasst von:
Prof. Dr. M. Platten, J.P. Steinbach, W. Wick
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 8/2013
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Zusammenfassung
Der Therapie hirneigener Tumoren steht ein fundamentaler Umbruch bevor. Dieser Umbruch wird aktuell weniger durch den Einsatz neuer zielgerichteter Therapien als durch die Definition molekularer Marker getragen, die das Ansprechen auf bestimmte, z. T. bereits seit Langem eingesetzte Therapien vorhersagen. Während sich in der Vergangenheit die Wahl der Therapie in der Regel ausschließlich nach der Entität und dem durch die histologische Analyse festgelegten Malignitätsgrad gerichtet hat, haben die Auswertungen großer multizentrischer Therapiestudien in den vergangenen Monaten erstmals überzeugende Grundlagen für eine personalisierte Auswahl der Therapie in Abhängigkeit von molekularen Markern gelegt. So wurde in der deutschen NOA-08-Studie (NOA: Neuroonkologische Arbeitsgemeinschaft) der Nutzen einer primären alleinigen Chemotherapie bei älteren Patienten mit malignen Gliomen spezifisch für eine Untergruppe von Patienten nachgewiesen, bei denen im Tumorgewebe eine Promoter-Hypermethylierung des DNA-Reparaturenzyms „O6-methyl-guanyl-methyl-transferase“ (MGMT) vorliegt. Somit bekommen molekulare Analysen des Tumorgewebes erstmals wirkliche klinische Relevanz, da diese in die Therapieauswahl des klinischen Alltags einbezogen werden können und sollten und nicht wie bislang lediglich für die Prognoseabschätzung genutzt werden. In diesem Beitrag werden die neuen Entwicklungen auf dem Gebiet der personalisierten Neuroonkologie illustriert und deren Einfluss auf Therapieentscheidungen im klinischen Alltag kritisch diskutiert.