Erschienen in:
03.08.2021 | Pflege | Leitthema
Personenzentrierte Hilfen, aber geschlossen untergebracht? Zur Situation der geschlossenen Heime in Deutschland
verfasst von:
Prof. Dr. Ingmar Steinhart, Sarah Jenderny, Michael Wassiliwizky, Andreas Heinz
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 9/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN-BRK) und das Bundesteilhabegesetz (BTHG) stärken das Menschenrecht, den Aufenthaltsort selbstbestimmt wählen können. Die passgenaue und gemeindenahe Versorgung stößt bei Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen und intensiven Unterstützungsbedarfen jedoch auf institutionelle Grenzen. Wie kann das Konzept der Personenzentrierung zur Lösung beitragen?
Ziel der Arbeit
Beschreibung der Situation der geschlossenen Wohnheime im gemeindepsychiatrischen System sowie Erörterung des personenzentrierten Ansatzes als Lösung.
Methodik
Zusammenfassung aktueller Kenntnisse zu Struktur- und Prozessdaten geschlossener Wohnheime in Deutschland, die im Rahmen der „ZIPHER“-Studie (Zwangsmaßnahmen im Psychiatrischen Hilfesystem – Erfassung und Reduktion) ermittelt wurden.
Ergebnisse
Die Daten weisen auf einen hohen Bedarf zur gemeindenahen Versorgung der Zielgruppe und einen gleichzeitigen Mangel an alternativen Unterstützungsangeboten zur geschlossenen Unterbringung hin. Am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns wird die Notwendigkeit regionaler Versorgungsverpflichtungen deutlich.
Diskussion
Die Vermeidung und Reduktion geschlossener Unterbringung kann primär durch individuelle Arrangements im Rahmen einer personenzentrierten und flexiblen Angebotslandschaft gelingen. Dafür müssen sich die Leistungsanbieter der Eingliederungshilfe inkl. der psychiatrischen Kliniken für die Versorgung aller Menschen in ihrer Region verpflichten. Es ist auch eine entsprechende Begleitung und Refinanzierung durch den Leistungsträger notwendig.