Erschienen in:
01.06.2014 | In der Diskussion
PSA-Screening 2013
Hintergründe und Aussichten
verfasst von:
Prof. Dr. F. Recker, D. Seiler, B. Seifert, M. Randazzo, M. Kwiatkowski
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 6/2014
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Zusammenfassung
In der gesundheitspolitischen Diskussion zu Vorsorgemaßnahmen stellt die Kontroverse des PSA-Screenings eine Vorreiterrolle dar (verglichen z. B. mit dem eher außer Frage gestellten Mamma- oder Kolonscreening). Dies hat erfreulicherweise zu einer vertieften kritischeren Analyse der Datenlage geführt. Auf der einen Seite zeigt sich durch PSA-Screening ein Überlebensbenefit, der mit längerer Nachbeobachtungszeit zunimmt. Das quantitative Ausmaß des Benefits kann in der Studiendurchführung z. B. durch Präscreening, prävalentes Screening, fehlende Compliance, Kontamination und einen „healthy screen bias“ fälschlich reduziert sein. Trotzdem hatte z. B. die „European randomized Screening Study of Prostate Cancer-“ (ERSPC-)Studie aufgrund der hohen Teilnehmerzahl eine genügende statistische Power, um die Frage Screeningbenefit nach 9 bzw. 11 Jahren mit Ja zu beantworten (Evidenzlevel A). Andererseits findet sich auch beim Prostatakarzinom das der Vorsorgemedizin innewohnende Problem der Überdiagnostik/-therapie, u. a. abhängig vom Alter der Screeningpopulation sowie der Screeningfrequenz (28–52 %). Unnötig erlittene Lebensqualitätseinbußen dieser Patienten reduzieren den Überlebensbenefit. Durch ein „PSA-Finetuning“ und eine Risikostratifikation ließen sich ca. ein Drittel der Diagnosen/Therapien vermeiden. Die kontrollierte Beobachtung nicht behandlungswürdiger Tumore „Active Surveillance“ sollte zusammen mit einer vermehrten Qualitätsverbesserung der Therapien einen größeren Stellenwert einnehmen.