Tibiadefekt- und Infektpseudarthrosen

Die Behandlung von Defekt- und Infektpseudarthrosen stellt eine Herausforderung in der Unfallchirurgie und Orthopädie dar. Ein neues Therapiekonzept ist die zweizeitige Behandlung nach der Masquelet-Technik.

In der Zeit von Februar 2010 bis Juni 2014 wurden 55 Patienten mit einer Tibiadefekt- oder Infektpseudarthrose in unserem Haus im Sinne einer zweizeitigen Masquelet-Operation behandelt. Die Patienten waren im Durchschnitt 48 (Median 50; 15–72) Jahre alt, mit einem durchschnittlichen BMI (Body-Mass-Index) von 28 (27; 18–52). Das Geschlechterverhältnis lag bei weiblich : männlich 1 (18 %) zu 4,5 (82 %). Alle Patienten wurden im Rahmen der Studie nachuntersucht. Es wurden Daten zur Knochenheilung, der klinisch funktionellen Untersuchung sowie zu subjektiven Patientenangaben bezüglich Schmerzen und alltäglichen Beeinträchtigungen erhoben.

In 42 Fällen (76,4 %) kam es zu einer ausreichenden knöchernen Konsolidierung. Die durchschnittliche Heilungszeit betrug 10,3 (8,5; 3–40) Monate. Die durchschnittliche Defektstrecke betrug 4 cm (3 cm; 0,6–26 cm). Im Durchschnitt waren die Patienten 6‑mal (Median 4; range 1–31) voroperiert. In allen Fällen erfolgte eine Reosteosynthese und die Defektauffüllung mit durch RIA (Reamer-Irrigator-Aspirator) gewonnenem autologem Knochen und dem osteoinduktiven Wachstumsfaktor BMP-7 (bone morphogenetic protein-7). In 13 Fällen (23,6 %) konnte kein Therapieerfolg festgestellt werden. Die Auswertung des SF12-Fragebogens ergab eine Erhöhung des Scores zur psychischen Gesundheit von 47,4 (49,1; 27,6–65,7) auf 49,8 (53,0; 28,7–69,4), die Auswertung der körperlichen Gesundheit eine Erhöhung von 32,7 (32,7; 16,9–55,7) auf 36,6 (36,5; 24,6–55,9).

Die Ergebnisse zeigen, dass der Knochenaufbau in der zweizeitigen Masquelet-Technik eine Erfolg versprechende Therapieoption von Tibiapseudarthrosen ist. Gerade bei langstreckigen Defekten und Infektsituationen im Tibiaschaftbereich ist die Anwendung mit einer hohen Patientensicherheit möglich.