Erschienen in:
25.06.2020 | Knie-TEP | Leitthema
Rationale des kinematischen Alignments
verfasst von:
Prof. Dr. med. H. Windhagen
Erschienen in:
Die Orthopädie
|
Ausgabe 7/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das kinematische Alignment ist eine Philosophie zur individuellen Knieprothesenimplantation in einer dreidimensionalen Betrachtung. Der Kern des Konzeptes ist das Verständnis der femoralen Flexions-Extensions-Achse als Zentrum eines Zylinders in den posterioren Kondylen. Diese Achse definiert das Knie dreidimensional über den gesamten Bewegungsablauf. Die Tibia folgt dem Femur, ist in Extension und Flexion auf das Knie balanciert, zeigt in Flexion und tiefer Flexion dann individuelle Laxitäten, häufig mit einer asymmetrisch lateral laxeren Einstellung als medial.
Auswirkungen
Als Konsequenz zeigt sich eine konstitutionelle Beinachse, die von der klassischen mechanischen Achse abweicht. Als wesentliche weitere Konsequenz wird die natürliche Gelenklinie exakt rekonstruiert. Dieses ergibt erhebliche Vorteile, da die natürliche Stabilität des Knies wiederherstellt wird und gleichzeitig eine natürliche patellare Gleitkinematik erlaubt wird. Aktuell ist nicht gänzlich geklärt, inwieweit sich Konsequenzen aus extremer Achseinstellung und Interaktion mit Gelenklinienabweichungen ergeben. Das Polyethylen als tribologisches Material und das Implantat-Knochen-Interface sind gegenüber Überlastungen vulnerabel und bedeuten möglicherweise verkürzte Standzeiten. Der menschliche Organismus verfügt jedoch offensichtlich über dynamische Mechanismen zur Reduktion des Adduktorenmomentes mit Anpassung des Gangbildes. Klinische Erfahrungen über 10 Jahre und multiple randomisierte Studien zeigen neben dem deutlichen funktionellen Vorteil der Methode keine Hinweise auf frühzeitiges Versagen und lassen die vorsichtige Verbreitung der Methode als sinnvoll erscheinen.