Erschienen in:
01.11.2004
Regionale und örtliche Verteilungsmuster von Bahnsuiziden
verfasst von:
N. Erazo, J. Baumert, Dr. phil. Prof. Dr. med. habil. K.-H. Ladwig
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 11/2004
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Zusammenfassung
Hintergrund und Methode
In der allgemeinen Suizidforschung werden regionale und lokale Cluster hoher Suizidhäufigkeiten beschrieben. Im Rahmen einer umfassenden Strategie zur Suizidprävention im Gleisbereich wurde über einen 6-jährigen Beobachtungszeitraum (1997–2002) untersucht, ob sich im Gesamtstreckennetz (Länge 37.080 km) der Deutschen Bahn derartige Cluster finden lassen. Als Datenquelle diente die Betriebsunfallstatistik der Deutschen Bahn.
Ergebnisse
Im Untersuchungszeitraum wurden 5731 Suizidereignisse registriert (durchschnittlich 18 Suizide/Woche). Dabei zeigte sich ein Nord-Süd-Gefälle mit den höchsten Suizidraten in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Während für die allgemeine Suizidinzidenz ein Ost-West-Gradient mit höheren Raten in den neuen Bundesländern beobachtet wurde (p<0,0001), zeigte sich im Bahnbereich ein gegenläufiger Gradient mit höheren Raten im ehemaligen Westdeutschland (p=0,004). Von den Suiziden traten 66% auf offener Strecke, 34% im Bahnhofsbereich auf. Es wurden 16 Orte hoher Suiziddichte mit 6–29 Ereignissen innerhalb eines Streckenkilometers identifiziert. Von diesen Orten lagen 75% in unmittelbarer Nähe psychiatrischer Kliniken.
Schlussfolgerungen
Erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber Risikoorten mit Maßnahmen, den Zugang zum Gleis an diesen Stellen zu erschweren, sowie Warneinrichtungen gehören zum suizidpräventiven Maßnahmenbündel, die sich aus diesen Daten ergeben.