Erschienen in:
16.06.2020 | Historisches
Rolf Hassler: von der Leukotomie zur Stereotaxie
verfasst von:
PD Dr. med. Lara Rzesnitzek, M.A. phil.
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 3/2021
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Zusammenfassung
Rolf Hassler steht als einer der angesehensten deutschen Nervenärzte für die Medizin als Wissenschaft. Auf Grundlage seiner noch bei Oscar und Cecile Vogt am Kaiser-Wilhelm-Institut erworbenen neuroanatomischen Expertise zum Aufbau des Thalamus entwickelte die Freiburger Neurochirurgie Anfang der 1950er-Jahre die „gestufte Leukotomie“ und etablierte die Thalamotomie international führend für die Therapie extrapyramidaler Störungen. Mit Übernahme des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung führte Hassler die bei Rudolf Walter Hess und Richard Jung erlernte Stimulationstechnik mit gezielter subkortikaler Ausschaltung durch Elektrokoagulation am Katzenhirn in der Grundlagenforschung weiter und verwandte diese zusammen mit Gert Dieckmann für die stereotaktische Therapie u. a. des Tortikollis, von Tics und Zwängen. Die zusätzliche Anwendung der Thalamotomie in der Therapie kindlicher Aggressivität ist nun Augenmerk der Kritik. Entgegen des Vorwurfs aber einer in der NS-Zeit geprägten Medizin als Wissenschaft im Sinne einer „Medizin ohne Menschlichkeit“ zeigt sich in Hasslers Werdegang die der Medizin inhärente Problematik der Vereinigung von „Heilkunst und Wissenschaft“.