Erschienen in:
27.05.2019 | Diabetes mellitus | Leitthema
Rolle des Mikrobioms bei chronischen Wunden
verfasst von:
apl. Prof. Dr. Georg Daeschlein, Peter Hinz, Thomas Kiefer, Michael Jünger
Erschienen in:
Die Dermatologie
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Ausgabe 6/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das Mikrobiom als Gesamtheit mikrobieller Lebensformen in definierten Körperbereichen hat große Bedeutung in der Regulation wichtiger Funktionen des Makroorganismus.
Fragestellung
Welche Bedeutung hat das Wundmikrobiom für die Behandlung chronischer Wunden? Welche Wechselwirkungen bestehen zu anderen Mikrobiomen, und welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus für das Wundmanagement?
Material und Methoden
Abstriche oder Débridementproben aus Wunden werden kultur- bzw. genbasiert auf mikrobielle Erreger untersucht. Aus den genetischen Ergebnissen ergibt sich das Wundmikrobiom. Die Erreger werden nach Art und proportionalem Vorkommen bewertet und verschiedenen Faktoren wie Lokalisation und Art der Wunde, Erkrankung und Nebendiagnosen zugeordnet.
Ergebnisse
Im Wundmikrobiom finden sich erheblich mehr Keimspezies und -mengen im Vergleich zu konventionellen mikrobiologischen Nachweismethoden. Das Wundmikrobiom steht in direkter Beziehung zum Hautmikrobiom und zeigt eine komplexe und zu verschiedenen Untersuchungszeiten unterschiedliche Zusammensetzung, außerdem inter- und intraindividuelle Unterschiede. Bei Wunden von diabetischen Patienten zeigen sich krankheitsspezifische Veränderungen, z. B. dominieren Staphylokokkenspezies, bei Nichtdiabetikern dagegen Streptokokken.
Schlussfolgerungen
Die Analyse des Wundmikrobioms befindet sich im Anfangsstadium. Es zeigt sich bereits, dass es bei hämodynamischen Störungen krankheitsspezifische Beziehungen zum Wundmikrobiom gibt, die auch Hinweise auf den Verlauf geben können. Die aus dem Hautmikrobiom bekannten Phänomene mit Auswirkungen auf Pathogene dürften auch in der Wunde wirksam werden. Hier zeigen sich Wege moderner antiinfektiver Behandlungsoptionen wie der Besiedlungsmodulation jenseits der konventionellen antimikrobiellen Chemotherapie auf.