Erschienen in:
05.06.2019 | Ultraschall | Epidemiologie
Assoziation zwischen Häufigkeit der Sonographie und Prävalenz bösartiger Neubildungen der Schilddrüse bei Versicherten der AOK in Bayern
verfasst von:
Prof. Dr. med. Martin Radespiel-Tröger, Sven Voigtländer, Martin Meyer, Jacqueline Müller-Nordhorn, Jochen Behringer, Christof Schöfl, Alfons Hollederer
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 7/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bayern weist von allen deutschen Bundesländern die höchste Inzidenz des Schilddrüsenkarzinoms (SDK) auf. Das SDK ist derzeit der häufigste endokrine Tumor und für ca. 2 % aller invasiven Malignome in Bayern verantwortlich. Aufgrund des in den letzten 15 Jahren beobachteten SDK-Inzidenzanstiegs bei gleichzeitig abfallender SDK-Mortalität besteht der Verdacht auf Überdiagnostik mittels Schilddrüsen(SD)-Sonographie.
Methoden
Anhand von Routinedaten der kassenärztlichen Versorgung wurde eine ökologische Studie auf Kreisebene in Bayern zur Untersuchung einer möglichen Assoziation zwischen der Häufigkeit der SD-Sonographie einerseits sowie der SDK-Prävalenz bei allen Versicherten der AOK bzw. der bayernweiten SDK-Inzidenz andererseits im Jahr 2013 stratifiziert nach Geschlecht mittels Korrelations- und Regressionsanalyse durchgeführt. Ergänzend wurde die Häufigkeit sonstiger SD-Diagnostik sowie von SD-Resektionen analysiert.
Ergebnisse
Es bestand eine mäßige Assoziation bei Frauen (Korrelationskoeffizient [rS], 0,40) und Männern (rS, 0,31) zwischen der Häufigkeit der SD-Sonographie einerseits sowie der SDK-Prävalenz andererseits bei AOK-Versicherten in Bayern. Pro 1000 zusätzlich durchgeführte SD-Sonographien stieg die Anzahl prävalenter SDK-Erkrankungen bei Frauen um 5,4 bzw. bei Männern um 4,5 an (95 %-Konfidenzintervall [KI]; Frauen 2,5–8,3; Männer 1,2–7,8). Dies entspricht einem Anstieg der absoluten SDK-Prävalenz um eins pro 185 (Frauen) bzw. um eins pro 222 (Männer) zusätzlich durchgeführte SD-Sonographien. Der Betrag aller anderen untersuchten Assoziationen lag unter 0,2.
Schlussfolgerung
Diese Ergebnisse geben erste Hinweise auf das Vorliegen einer Überdiagnostik als eine der Ursachen des beobachteten SDK-Inzidenzanstiegs bei rückläufiger SDK-Mortalität. Eine Bestätigung dieser Ergebnisse anhand größerer Bevölkerungsgruppen und separat nach Tumorgröße, histologischem Subtyp sowie anhand des zeitlichen Verlaufs der beobachteten Assoziation wird empfohlen.