Erschienen in:
08.06.2017 | Obstipation | Originalien
Management von chronischem Schmerz mit retardiertem Tilidin
Lebensqualität und Bedeutung der Komedikation für den Tilidinmetabolismus
verfasst von:
C. Wolfert, M. Merbach, G. Stammler, O. Emrich, A. M. Meid, J. Burhenne, A. Blank, Prof. Dr. med. G. Mikus
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 5/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund und Ziel der Arbeit
Das synthetisch hergestellte Opioid Tilidin wird zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt. Jedoch ist der Metabolismus des Prodrugs zum analgetisch aktiven Metaboliten Nortilidin im klinischen Setting bisher nicht untersucht. Daher wurden Effektivität der Schmerztherapie, Metabolismus von Tilidin sowie die Lebensqualität bei chronischen Schmerzpatienten untersucht.
Methoden und Material
In diese multizentrische Beobachtungsstudie wurden 48 Patienten eingeschlossen. Diese nahmen eine seit mindestens 7 Tagen konstante Dosis eines retardierten Tilidinpräparats ein. Die Komedikation wurde erfasst und eine Blutentnahme zur Bestimmung von Leber- und Nierenfunktion wurde durchgeführt. Im restlichen Plasma wurden die Konzentrationen von Tilidin, Nortilidin und Bisnortilidin mithilfe einer validierten LC/MS/MS-Methode bestimmt. Jeder Patient füllte standardisierte Fragebögen zur Erfassung der Lebensqualität aus.
Ergebnisse
Die mittlere Tagesdosis betrug 180 mg Tilidin. Die dosisnormalisierten Plasmakonzentrationen des aktiven Metaboliten Nortilidin lagen zwischen 1,6 ng/ml und 76,5 ng/ml (29,2 ± 25,1 ng/ml). Das Verhältnis Tilidin zu Nortilidin betrug im Mittel 0,28 (Median = 0,13, Standardabweichung = 0,67). Die Anzahl der eingenommenen Medikamente variierte zwischen 1 und 14. Etwa 66 % der Patienten hatten eine suffiziente analgetische Therapie, unter Tilidin wurden kaum opioidinduzierte Obstipationen berichtet. Nur wenige Patienten hatten eine eingeschränkte Leber- oder Nierenfunktion, die Nortilidinkonzentrationen wurden dadurch nicht beeinflusst.
Diskussion
Bei einer Schmerztherapie mit Tilidin werden variable Konzentrationen des aktiven Metaboliten Nortilidin beobachtet, die aber wenn überhaupt nur unwesentlich durch Komedikation oder Einschränkungen von Leber- oder Nierenfunktion verändert werden. Nebenwirkungen traten kaum in Erscheinung, auch nicht die opioidinduzierte Obstipation.