Erschienen in:
03.03.2021 | Schulterarthroskopie | Leitthema
Augmentation der Rotatorenmanschette mittels Patch
verfasst von:
Dr. med. Florian Hess, MD, Laurenz Jaberg, MD, Jan Leuzinger, MD
Erschienen in:
Arthroskopie
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Ausgabe 3/2021
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Zusammenfassung
Chronische Massenrupturen bei jüngeren und aktiven Patienten können eine Herausforderung für den behandelnden Chirurgen darstellen. Das oberste Ziel bleibt die Wiederherstellung der Integrität der Rotatorenmanschette. Arthroskopische Débridements können kurzfristig v. a. bei älteren Patienten mit kleinem funktionellem Anspruch Nutzen erbringen, haben sich jedoch bei aktiven Patienten nicht bewährt. Extraanatomische Eingriffe wie Muskeltransfers können eine Alternative darstellen, sind jedoch mit höheren Komplikationsraten verbunden und biomechanisch hinsichtlich der Zugrichtung nicht optimal. Mit der Möglichkeit der Patch-Augmentation oder Interposition können früher als irreparabel bezeichnete Rupturen intraoperativ rekonstruiert und ausgedünnte Sehnen mit schlechter Qualität verstärkt werden. Zur Verfügung stehen Xenografts, Allografts und synthetische Patches. Der erste Xenograft wurde aus porciner intestinaler Submukosa hergestellt, sein Gebrauch wurde aufgrund schlechter Ergebnissen jedoch eingestellt. Die neue Generation der porcinen Xenografts besteht meist aus Dermis und ist bedeutend dicker als die früheren Versionen. Die meisten heute erhältlichen Allografts bestehen aus azellulärer humaner Dermis und werden sowohl zur Interposition wie auch zur Augmentation verwendet. Zunehmend werden synthetische Patches verwendet, von denen ebenfalls eine ganze Reihe seitens der Industrie zur Verfügung steht. Die meisten davon werden aus Polyethylenterephthalat hergestellt und dienen hauptsächlich der Verstärkung der Sehne. Leider ist die Datenlage zum Gebrauch der Patches noch immer sehr dünn, klare Leitlinien zur Anwendung fehlen. Aufgrund der aktuell erhältlichen Daten zeigt sich jedoch, dass die synthetischen Patches den Xenografts und den Allografts wahrscheinlich überlegen sind. Zudem konnte in einem eigenen Kollektiv eine kleinere Reruptur- oder Nichteinheilungsrate nach Rekonstruktion von massiven Rotatorenmanschettendefekten nachgewiesen werden als in der aktuellen Literatur beschrieben. Groß angelegte randomisiert-kontrollierte Studien fehlen jedoch.