Zusammenfassung
Partnerschaftliche und sexualisierte Gewalt treten in allen Kulturen und gesellschaftlichen Schichten mit weitreichenden Folgen für die psychische, körperliche und sexuelle Gesundheit auf. Während nach bisherigem Wissensstand besonders Frauen und Kinder betroffen sind, wissen wir über männliche Betroffene und das Auftreten in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften sowie in der Domäne LGBTQ* nur wenig. Scham und Unsicherheit führen dazu, dass Betroffene nur selten proaktiv partnerschaftlicher und/oder sexualisierter Gewalt ansprechen. Ärzte sind häufig sowohl die ersten als auch die einzigen, die über derartige Vorfälle Kenntnis erlangen. Eine Vielzahl an Übergriffen bleibt dennoch unentdeckt.
Dieses Kapitel soll Ärzte dabei unterstützen, das komplexe Phänomen partnerschaftlicher und sexualisierter Gewalt in der klinischen Praxis zu verstehen, zu erkennen, zu thematisieren, Interventionsmöglichkeiten aufzuzeigen und über weitere Angebote zu informieren. Existierende Mythen sollen aufgeklärt und relevante Basisinformationen hinsichtlich Verbreitung und Konsequenzen der beschriebenen Gewalterfahrungen vermittelt werden. Gewalt darf niemals Privatsache bleiben. Gerade von sexualisierter Gewalt Betroffene benötigen eine kompetente Unterstützung und ein sicheres Setting.