Skip to main content
Erschienen in: Der Nervenarzt 5/2004

01.05.2004 | Editorial

Sind plazebokontrollierte Studien zum Wirksamkeitsbeweis von Antidepressiva notwendig?

verfasst von: Prof. Dr. Hans-Jürgen Möller

Erschienen in: Der Nervenarzt | Ausgabe 5/2004

Einloggen, um Zugang zu erhalten

Auszug

Stellen Sie sich vor, Ihnen werden die folgenden Studienergebnisse zu einem Antidepressivum vorgestellt.
Studie 1:
Als Ergebnis einer randomisierten doppelblinden Kontrollgruppenstudie, in der ein neues Antidepressivum gegen das Standardpräparat Amitriptylin verglichen wird, kommt heraus, dass der Mittelwert der Hamilton-Depressionsskala am Ende der 6-wöchigen Therapiephase für das neue Antidepressivum, bei gleichen Ausgangswerten, im Durchschnitt um 4 Punkte höher liegt als in der mit Amitriptylin behandelten Gruppe. Der Unterschied ist statistisch nicht signifikant. Pro Gruppe wurden 40 Patienten eingeschlossen.
Studie 2:
In dieser randomisierten, doppelblinden Kontrollgruppenstudie wurde das gleiche neue Antidepressivum verglichen mit dem Standardpräparat Amitriptylin. Nach 6-wöchiger Therapiedauer ergaben sich im Mittelwert der Hamilton-Depressionsskala am Ende der 6-wöchigen Therapie, bei gleichen Ausgangswerten, numerisch keine Unterschiede zwischen den einzelnen Therapiegruppen. Pro Gruppe wurden 100 Patienten eingeschlossen. Die durchschnittliche Besserung betrug in beiden Gruppen nach der 6-wöchigen Therapie 15% des Ausgangsscores der Hamilton-Depressionsskala.
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Baldwin D, Broich K, Fritze J et al. (2004) Placebo-controlled studies in depression: necessary, ethical and feasible. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci (in press) Baldwin D, Broich K, Fritze J et al. (2004) Placebo-controlled studies in depression: necessary, ethical and feasible. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci (in press)
2.
Zurück zum Zitat Fritze J, Möller HJ (2001) Design of clinical trials of antidepressants. Should a placebo control arm be included? CNS Drugs 15(10):755–764PubMed Fritze J, Möller HJ (2001) Design of clinical trials of antidepressants. Should a placebo control arm be included? CNS Drugs 15(10):755–764PubMed
3.
Zurück zum Zitat Fritze J, Gastpar M, Möller HJ (2000) Relevanz von Plazebo zur Kontrolle von Fehlerquellen beim Wirksamkeitsnachweis. In: Maier W, Engel RR, Möller HJ (Hrsg) Methodik von Verlaufs- und Therapiestudien in Psychiatrie und Psychotherapie. Hogrefe, Göttingen, pp 70–82 Fritze J, Gastpar M, Möller HJ (2000) Relevanz von Plazebo zur Kontrolle von Fehlerquellen beim Wirksamkeitsnachweis. In: Maier W, Engel RR, Möller HJ (Hrsg) Methodik von Verlaufs- und Therapiestudien in Psychiatrie und Psychotherapie. Hogrefe, Göttingen, pp 70–82
Metadaten
Titel
Sind plazebokontrollierte Studien zum Wirksamkeitsbeweis von Antidepressiva notwendig?
verfasst von
Prof. Dr. Hans-Jürgen Möller
Publikationsdatum
01.05.2004
Erschienen in
Der Nervenarzt / Ausgabe 5/2004
Print ISSN: 0028-2804
Elektronische ISSN: 1433-0407
DOI
https://doi.org/10.1007/s00115-004-1690-y

Weitere Artikel der Ausgabe 5/2004

Der Nervenarzt 5/2004 Zur Ausgabe

Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung

Therapieresistenz auf Antidepressiva

Ergebnisse & Kasuistik

Superfizielle Siderose des ZNS

Mitteilungen der DGPPN

Mitteilungen der DGPPN

Neu in den Fachgebieten Neurologie und Psychiatrie

Akuter Schwindel: Wann lohnt sich eine MRT?

28.04.2024 Schwindel Nachrichten

Akuter Schwindel stellt oft eine diagnostische Herausforderung dar. Wie nützlich dabei eine MRT ist, hat eine Studie aus Finnland untersucht. Immerhin einer von sechs Patienten wurde mit akutem ischämischem Schlaganfall diagnostiziert.

Niedriger diastolischer Blutdruck erhöht Risiko für schwere kardiovaskuläre Komplikationen

25.04.2024 Hypotonie Nachrichten

Wenn unter einer medikamentösen Hochdrucktherapie der diastolische Blutdruck in den Keller geht, steigt das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse: Darauf deutet eine Sekundäranalyse der SPRINT-Studie hin.

Frühe Alzheimertherapie lohnt sich

25.04.2024 AAN-Jahrestagung 2024 Nachrichten

Ist die Tau-Last noch gering, scheint der Vorteil von Lecanemab besonders groß zu sein. Und beginnen Erkrankte verzögert mit der Behandlung, erreichen sie nicht mehr die kognitive Leistung wie bei einem früheren Start. Darauf deuten neue Analysen der Phase-3-Studie Clarity AD.

Viel Bewegung in der Parkinsonforschung

25.04.2024 Parkinson-Krankheit Nachrichten

Neue arznei- und zellbasierte Ansätze, Frühdiagnose mit Bewegungssensoren, Rückenmarkstimulation gegen Gehblockaden – in der Parkinsonforschung tut sich einiges. Auf dem Deutschen Parkinsonkongress ging es auch viel um technische Innovationen.