Zusammenfassung
Beim klinisch sichtbaren Verletzungsausmaß nach Elektrounfall handelt es sich häufig nur um die Eisbergspitze. Durch verschiedene Gewebswiderstände treten insbesondere entlang der Knochen sehr hohe Temperaturen auf, wodurch das umliegende Gewebe größten Schaden nehmen kann. Das Verletzungsausmaß ist variabel und kann zu massiven Weichteilverletzungen und -nekrosen führen, sowie eine Amputation zur Folge haben. In diesen Fällen sollte insbesondere im Bereich der oberen Extremität auf einen Längenerhalt geachtet und stets ein belastungsstabiler Stumpf angestrebt werden. Insbesondere bei Hochvoltverletzungen kann sich aufgrund der Muskelnekrosen ein Kompartmentsyndrom entwickeln, welcher frühzeitig erkannt und fasziotomiert werden sollte. Ferner kann das freigesetzte Myoglobin zu einem schweren Nierenversagen führen. Schwere Begleitverletzungen, welche unter anderem durch Stürze nach Stromkontakt verursacht werden können, machen eine initiale traumatologische Abklärung notwendig.