Erschienen in:
10.04.2018 | Thyreoidektomie | Originalien
Die symptomatische Hypokalzämie nach Thyreoidektomie
Prävention durch eine Kombination von Prophylaxe und risikoadaptierter Substitution
verfasst von:
Prof. Dr. S. Coerper, J. Dehnel, W. Stengl
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 11/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Behandlungsschemata zur Hypokalzämie nach Thyreoidektomie bestehen entweder aus einer Prophylaxe oder einer täglichen Substitution von Kalzium/Vitamin D3.
Fragestellung
Kann durch eine Kombination einer einmaligen Prophylaxe mit einer risikoadaptierten Substitution die Symptomatik vermindert werden?
Material und Methoden
Nach Einführung eines neuen Algorithmus wurden die Verläufe prospektiv dokumentiert und mit einem historischen Kollektiv verglichen. Der Algorithmus bestand aus einer einmaligen postoperativen Prophylaxe (1 g Kalziumglukonat 10 % in 250 ml, i. v.) und einer risikoadaptierten Substitution: Patienten ohne Risiko (PTH [Parathormon] > 15 pg/ml) erhielten keine Therapie. Patienten mit leichtem Risiko (PTH ≥ 6 ≤ 15 pg/ml sowie Ca ≥ 2,0 mmol/l) 3 g Kalzium, Patienten mit hohem Risiko (PTH ≥ 6 ≤ 15 pg/ml sowie Ca < 2,0 mmol/l) 3 g Kalzium und 2 × 0,5 µg/Tag Kalzitriol und Patienten mit sehr hohem Risiko (PTH < 6 pg/ml) 4 g Kalzium und 2 × 0,5 µg/Tag Kalzitriol.
Ergebnisse
Die Studie umfasst 415 Patienten (230 prospektiv, 185 retrospektiv). Die Kalziumwerte der Patienten mit Substitutionsschema stiegen am 1. postoperativen Tag signifikant an (0,0001), die Zahl der Patienten mit laborchemisch kritischer Hypokalzämie (Ca < 2,0 mmol/l) fiel um die Hälfte ab (27 % vs. 12,2 %; p = 0,0001). Es fand sich eine signifikant geringere Rate an symptomatischen Patienten (24,9 % vs. 13,0 %; p = 0,002) und eine deutliche Reduktion der Patienten mit verlängerter stationärer Verweildauer (10,8 % vs. 6,5 %; p = 0,08). Die Rate der permanenten Hypokalzämie war vergleichbar (2,2 % vs. 2,1 %; p = 0,9). In den Risikogruppen fand sich eine signifikant unterschiedliche symptomatische Hypokalzämierate: Bei Patienten mit keinem Risiko (n = 170) in 2,2 %, mit geringem Risiko (n = 36) in 25 %, mit hohem Risiko (n = 13) in 69,2 % bei sehr hohem Risiko (n = 11) in 72 %.
Schlussfolgerung
Das Behandlungsschema ist praktikabel, verringert signifikant die Symptomatik, auch im Vergleich zur Literatur und diskriminiert eindeutig die unterschiedlichen Risikogruppen.