Erschienen in:
10.09.2018 | Nosokomiale Infektionen | Übersichten
Triclosan-beschichtete Nahtmaterialien in der kolorektalen Chirurgie
Bewertung und Metaanalyse zu den Empfehlungen der WHO-Richtlinie
verfasst von:
R. Hunger, A. Mantke, C. Herrmann, R. Mantke
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 1/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
In ihren globalen Richtlinien zur Prävention postoperativer Wundinfektionen (SSI) empfiehlt die WHO den allgemeinen Einsatz Triclosan-beschichteter Nahtmaterialien (TBN) unabhängig von der Art des chirurgischen Eingriffs.
Fragestellung
Lässt sich diese Empfehlung zum Einsatz von TBN mittels Metaanalyse speziell für die kolorektale Chirurgie bestätigen?
Methoden
Mittels systematischer Literaturrecherche wurden randomisierte und nichtrandomisierte klinische Studien ermittelt, die TBN mit konventionellem Nahtmaterial hinsichtlich der Wirksamkeit zur Reduzierung der SSI-Rate bei kolorektalen Eingriffen vergleichen. Zusätzlich wurden an die einzuschließenden Studien verschiedene Qualitätskriterien gestellt: SSI-Definition gemäß CDC, A‑priori-Fallzahlkalkulation und eine maximale SSI-Rate von 20 %. Mittels eines Fixed- und Random-effects-Modells wurden die Effekte (Odds Ratios, OR) gepoolt, 95 %-Konfidenzintervalle (CIs) berechnet und Subgruppenanalysen durchgeführt.
Ergebnisse
Drei prospektiv randomisierte Studien (RCT) und 3 nichtrandomisierte Studien mit insgesamt 2957 Personen gingen in die Metaanalyse ein. Die durchschnittliche SSI-Rate betrug in den Studienarmen 6,90 % (76/1101) und in den Kontrollarmen 9,11 % (169/1856), woraus eine OR von 0,62 (95 %-CI: 0,29–1,31) resultiert. Die Subgruppenanalyse ergibt ein reduziertes SSI-Risiko für TBN bei den monozentrischen Studien (OR = 0,39; 95 %-CI: 0,25–0,60), jedoch ein erhöhtes SSI-Risiko bei den multizentrischen Studien (OR = 1,75; 95 %-CI: 1,11–2,77).
Schlussfolgerungen
Vor dem Hintergrund eines moderaten bis hohen Biasrisikos und der teilweise gegensätzlichen Befundlage der Studien kann die allgemeine Empfehlung der WHO zum Einsatz von TBN für kolorektale Eingriffe nicht bestätigt werden.