Typ-1-Diabetes: JAK-Inhibitor erhält Betazellfunktion

Januskinase(JAK)-Inhibitoren, einschließlich Baricitinib, sind wirksame krankheitsmodifizierende Behandlungen für verschiedene Autoimmunerkrankungen. In einer aktuellen Studie wurde nun die Wirkung von Baricitinib auf die Funktion der Betazellen bei Typ-1-Diabetes belegt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Frühere Untersuchungen haben deutliche Hinweise darauf geliefert, dass der Erhalt der Restfunktion der Betazellen nach der Diagnose eines Typ-1-Diabetes den Bedarf an exogenem Insulin verringert und mit einem Schutz vor vaskulären Komplikationen und schwerer Hypoglykämie verbunden ist. Eine Studiengruppe aus Australien um Michaela Waibel vom St. Vincent’s Institute of Medical Research in Fitzroy im Bundesstaat Victoria hat deshalb eine Phase-2-Studie ins Leben gerufen, um die Wirkung von Baricitinib zu erforschen. In ihrer doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Untersuchung wurden Patientinnen und Patienten mit kurz zuvor diagnostiziertem Typ-1-Diabetes knapp ein Jahr lang oral mit Baricitinib (4 mg einmal täglich) oder Placebo behandelt. Primäres Augenmerk war der mittlere C-Peptid-Spiegel zwei Stunden nach einer gemischten Mahlzeit während Woche 48 der Untersuchung. Zu den Zulassungskriterien gehörten ein Alter zwischen 10 und 30 Jahren, eine Diagnose von Typ-1-Diabetes innerhalb von 100 Tagen vor Beginn der Behandlung, das Vorhandensein von mindestens einem Inselautoantikörper und entweder ein zufälliger C-Peptid-Spiegel von mehr als 0,3 nmol pro Liter oder ein C-Peptid-Spiegel von mehr als 0,2 nmol/l während eines Toleranztests zwei Stunden nach einer Mahlzeit. Insgesamt 91 Personen erhielten Baricitinib (60 Patienten) oder Placebo (31 Patienten). Bei der Bewertung in Woche 48 lag der mittlere C-Peptid-Spiegel im Median bei 0,65 nmol/l in der Baricitinib-Gruppe und 0,43 nmol/l in der Placebogruppe. Die mittlere tägliche Insulindosis in der Verumgruppe war in Woche 12 und 24 niedriger als zu Beginn der Behandlung, während sie sich in der Kontrollgruppe in Woche 24 im Vergleich zum Ausgangswert erhöht hatte. In Woche 48 betrug die mittlere tägliche Insulindosis 0,41 U/kg KG unter Baricitinib und 0,52 U/kg KG unter Placebo. Die Werte des glykosylierten Hämoglobins waren in beiden Studiengruppen ähnlich: 7,0% vs. 7,5%. Die mittleren Variationskoeffizienten des Glukosespiegels nach 48 Wochen hingegen erreichten 29,6% (Baricitinib) bzw. 33,8% (Placebo). Die Häufigkeit und der Schweregrad der unerwünschten Ereignisse waren in den beiden Studienarmen ähnlich ausgeprägt, keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse wurden auf Baricitinib oder Placebo zurückgeführt. „Die Ergebnisse dieser Studie belegen, dass eine 48-wöchige Baricitinib-Behandlung die Fähigkeit der Betazellen zur Insulinsekretion bewahrt“, schlussfolgert die Forschungsgruppe um Waibel. Nun müsse in künftigen Studien herausgefunden werden, was passiert, wenn den Patienten Baricitinib so lange verabreicht wird, wie die Funktion der Betazellen nachweislich erhalten bleibt. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kommt es unter einer Gabe von 4 mg Baricitinib täglich bei Patientinnen und Patienten mit neu diagnostiziertem Typ-1-Diabetes zu einem Erhalt der Betazellen, gemessen anhand des C-Peptid-Spiegels? Antwort: Die Behandlung mit Baricitinib über 48 Wochen schien die Funktion der Betazellen zu erhalten. Die mittleren C-Peptid-Spiegel lagen im Median bei 0,65 nmol/l in der Baricitinib- und 0,43 nmol/l in der Placebogruppe. Bedeutung: JAK-Inhibitoren scheinen eine vielversprechende krankheitsmodifizierende Behandlung der Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes zu sein. Einschränkung: Kleine Anzahl von Patienten und kurze Studiendauer; keine Personen unter zehn Jahren untersucht.

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