08.09.2017 | Typ-2-Diabetes | Leitthema
Therapie postprandialer Blutzuckerspitzen – sinnvoll oder nur Blutzuckerkosmetik?
Kontra
Erschienen in: Die Diabetologie | Ausgabe 6/2017
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Hintergrund
Die Diskussion über die Bedeutung postprandialer Glukosewerte lebt auf, wenn neue Diabetesmedikamente in den Markt eingeführt werden, die einen geringen oder keinen Effekt auf den HbA1c-Wert haben.
Postprandialer Blutzuckerspiegel – Charakteristika
Ein Ansteigen der Blutglukose nach Nahrungsaufnahme ist normal, er findet sich auch bei Gesunden. Allerdings ist dieser Anstieg bei Personen mit gestörter Glukosetoleranz oder Diabetes im Vergleich zu Gesunden ausgeprägter, und der Glukosespiegel sinkt bei ihnen auch langsamer bzw. schließlich gar nicht mehr in den Normbereich ab. Dies führt bei ausgeprägter Störung letztendlich dazu, dass auch die Nüchternglukose und der HbA1c erhöht sind.
Studien
Viele Studien zu postprandialen Blutzuckerwerten wurden nicht an Menschen mit Diabetes, sondern mit dessen Vorstadien durchgeführt. Das in derartigen Studien gefundene erhöhte Sterblichkeitsrisiko nach 10 Jahren kann aber nicht allein auf die einmalig bei Studienbeginn im oralen Glukosetoleranztest postprandial erhöhten Blutzuckerwerte zurückgeführt werden. Auch in anderen Arbeiten beobachtete Assoziationen zwischen einem Messwert und klinischen Endpunkten lassen keinen Rückschluss auf kausale Zusammenhänge zu, denn Kausalität kann nur nachgewiesen werden, wenn der Risikofaktor durch eine Intervention vermindert oder beseitigt wird und sich dadurch auch die vermuteten klinischen Folgen vermindern oder vermeiden lassen. Dies aber ließ sich für eine Senkung postprandialer Blutzuckerwerte in Interventionsstudien nicht nachweisen.
Resümee
Auf Basis der derzeit verfügbaren Daten lässt sich kein Nutzen einer alleinigen Senkung der postprandialen Blutglukosewerte zur Verminderung klinischer Endpunkte bei Menschen mit gestörter Glukosetoleranz oder Patienten mit Typ-2-Diabetes belegen.
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