Erhöhtes Diabetesrisiko bei vasomotorischen Symptomen

Frauen mit vasomotorischen Symptomen erkranken häufiger an Typ-2-Diabetes. Vor allem nächtliches Schwitzen ist ein Risikoindikator. Der menopausale Übergang könnte ein besonders geeigneter Zeitpunkt sein, um mit Patientinnen über ihr langfristiges metabolisches Risiko zu sprechen: Zu diesem Schluss kommen Ärzte um Kristen E. Gray von der Universität in Seattle. Gray und Kollegen haben anhand von Daten der prospektiven Women’s Health Initiative (WHI) einen Zusammenhang zwischen vasomotorischen Symptomen (VMS) und einer späteren Diabeteserkrankung festgestellt. Je nach Ausprägung der Beschwerden war das Diabetesrisiko um bis zu 50% höher als bei postmenopausalen Frauen ohne VMS. Von 150.000 postmenopausalen WHI-Teilnehmerinnen hatten 33% angegeben, bei Studieneinschluss an Hitzewallungen und/oder Nachtschweiß gelitten zu haben. 18.316 Frauen waren während des Follow-up von durchschnittlich 13 Jahren an Diabetes erkrankt: Ohne VMS waren es 8,4, mit VMS 11,3 Neuerkrankungen pro 1000 Personenjahre. Auch wenn der Einfluss anderer Faktoren berücksichtigt wurde – Frauen mit klimakterischen Beschwerden waren z. B. häufiger adipös –, blieben VMS immer noch mit einem um 18% höheren Diabetesrisiko assoziiert. Je stärker die Beschwerden, desto höher das Risiko Die Höhe des Risikos korrelierte mit dem Schweregrad der VMS: Bei von den Patientinnen als leicht beurteilten Beschwerden betrug der Risikozuwachs nur 13%, bei mittelgradigen 29% und bei schweren sogar 48%. Am deutlichsten ausgeprägt war die Assoziation bei Frauen mit nächtlichem Schwitzen: Unabhängig davon, ob sie gleichzeitig Hitzewallungen hatten oder nicht, war ihr Diabetesrisiko um rund 20% erhöht. Bei Frauen, die ausschließlich an Hitzewallungen litten, lag es dagegen durchschnittlich nur um 8% höher als bei Frauen ohne VMS. Das zusätzliche Diabetesrisiko war allerdings beschränkt auf Frauen, die (auch) nach der Menopause noch Beschwerden hatten. Pro fünf Jahre, die die VMS andauerten, stieg die Diabetesrate um 4%. Die Ergebnisse blieben weitgehend unverändert, wenn Frauen mit Hysterektomie oder Hormontherapie von der Analyse ausgeschlossen wurden. Bei Frauen, die zu Studienbeginn eine Hormontherapie angewendet hatten, war die Assoziation zwischen VMS und Diabetes etwas enger als in der Gesamtgruppe. Schlafstörungen als Auslöser? Laut Gray und Kollegen dürften nächtliche Schweißausbrüche bzw. ihre Auswirkungen weitgehend für die Verbindung zwischen VMS und Diabetes verantwortlich sein. „Die plausibelste und stimmigste Erklärung dafür ist wahrscheinlich die Assoziation mit Schlafstörungen.“ Schlafstörungen wurden erwartungsgemäß von WHI-Teilnehmerinnen mit VMS häufiger berichtet – vor allem schlafbezogene Atmungsstörungen und Insomnie –, sie gelten außerdem als Risikofaktor für die Entstehung eines Diabetes. Welche biologischen Mechanismen dahinter stehen, sei allerdings noch unklar, so Gray et al. Die US-amerikanischen Ärzte empfehlen, mit Frauen im menopausalen Übergang auch über ihr Diabetesrisiko zu sprechen. Möglicherweise könne durch eine frühe Diagnose und Behandlung von Schlafstörungen das Diabetesrisiko gesenkt werden. Die Perimenopause sei vermutlich ein besonders geeigneter Zeitpunkt, um Frauen zu Verhaltensänderungen zu motivieren, weil körperliche Aktivität, Gewichtsverlust und Rauchverzicht nicht nur das Diabetesrisiko, sondern auch VMS reduzieren könnten.

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