Krebs-Risiko bei CED: eine Frage der Entzündung

Wer unter einer chronisch entzündlichen Darmkrankheit (CED) leidet, hat im Vergleich zur Normalbevölkerung ein erhöhtes Risiko für ein kolorektales Karzinom (KRK). Wie hoch die Gefahr ist, hängt von der Erkrankungsdauer ab. Aber nicht nur. Laut einer Metaanalyse mit 116 Studien liegt das kumulative Risiko für ein KRK im Zusammenhang mit einer CED nach 30 Jahren bei 18%. Eine Langzeitkohortenstudie zeigt eine kumulative Inzidenz von 1% nach zehn Jahren, 3% nach 20 Jahren und 7% nach 30 Jahren. Generell ist dabei die Inzidenz in den vergangenen drei Jahrzehnten zurückgegangen, so Matthieu Allez, Paris. Dies reflektiere den Effekt wirksamer Surveillance-Strategien und eine bessere Kontrolle der Inflammation. Palette der Risikofaktoren Doch längst nicht jeder CED-Patient ist gleichermaßen gefährdet Selten tritt ein KRK bei einer Krankheitsdauer von weniger als acht Jahren auf. Neben der Dauer der Erkrankung sind bei der Colitis ulcerosa auch die Ausdehnung und der Schweregrad der Entzündung als Risikofaktoren zu berücksichtigen, ebenso wie eine positive Familienanamnese für ein KRK, ein früher Beginn der Erkrankung oder eine begleitende primär sklerosierende Cholangitis, erläuterte Allez. Er betonte die Bedeutung der Inflammation und verwies dabei auf eine aktuelle retrospektive „single-center“-Studie, die zeigte: „Das Risiko für kolorektale Neoplasien bei Colitis ulcerosa ist signifikant assoziiert mit dem kumulativen Ausmaß der endoskopisch und histologisch nachgewiesenen Entzündung.“ Eingeschlossen waren 987 Patienten, die über 13 Jahre beobachtet wurden. Auch in der CESAME-Kohorte zeigt sich der Zusammenhang zwischen Entzündung und High-Grade-Dysplasie/Karzinom. Die standardisierte Inzidenzrate lag im Mittel bei 2,2%, aber bei 7,7% bei langdauernder extensiver Colitis und 1,1% ohne langdauernde extensive Colitis. Chromoendoskopie und High Resolution nutzen Um die Detektionsrate von Neoplasien zu verbessern, empfiehlt die ECCO den Einsatz der Chromoendoskopie, etwa mit Methylenblau, und gezielter Entnahme von Biopsien, die Verwendung der High-Resolution-Endoskopie, aber auch die optimale Darmreinigung im Vorfeld der Endoskopie. „Die Detektion von Neoplasien ist eine Herausforderung bei Patienten mit langanhaltender persistierender aktiver und schwerer Erkrankung“, resümierte Allez. KRK-Rezidiv – und? Was aber ist zu tun, wenn der CED-Patient bereits ein KRK in der Anamnese hat? Erhöht ist dieses Risiko laut Laurent Beaugerie, Paris, wenn die erste Krebserkrankung schon vor dem fünfzigsten Lebensjahr auftrat. Nicht selten gerät die immunsuppressive Therapie als mögliche Ursache in Verdacht. Beaugerie empfahl dann gemeinsam mit dem Onkologen ein Immunsuppressivum zu wählen, dass keinen karzinogenen Effekt hat. Bekannt ist etwa ein Zusammenhang zwischen Thiopurinen und dem EBV-assoziierten Lymphom, dem hepatosplenischen T-Zell-Lymphom - vor allem bei jungen Männern, oder auch Harnblasenkrebs - vor allem bei älteren Rauchern. Literatur Eaden JA et al. The risk of colorectal cancer in ulcerative colitis: a meta-analysis Gut. 2001 Apr; 48(4):526–535 Jess T et al. Decreasing risk of colorectal cancer in patients with inflammatory bowel disease over 30 years Gastroenterology 2012 Aug;143(2):375-81 Selinger CP et al. Long-term follow-up reveals low incidence of colorectal cancer, but frequent need for resection, among Australian patients with inflammatory bowel disease. Clin Gastroenterol Hepatol 2014 Apr;12(4):644-50 basierend auf: UEGW virtual 2020 „Malignancies in IBD: risks and solution”, 13.10.2020 Diese Berichterstattung wurde durch finanzielle Unterstützung des Unternehmens Janssen-Cilag GmbH ermöglicht. Das Unternehmen hatte keinen Einfluss auf die Inhalte der Berichterstattung.

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