Zusammenfassung
Harnröhrenplastik
en sind Verfahren zur Rekonstruktion der Harnröhre bei angeborenen Stenosen oder erworbenen (traumatisch, infektiös, iatrogen) Strikturen oder Defekten der Harnröhre. Sie umfassen eine Vielzahl von operativen Eingriffen. Hierbei kommen in Abhängigkeit von ihrer Ätiologie, Lokalisation oder Ausprägung verschiedene Verfahren zum Einsatz: Endoskopische Verfahren wie z. B. Urethrotomia interna oder Blasenhalsinzision; offene Rekonstruktionen wie z. B. T- bzw. YV-Plastik, perineale oder bulboprostatische Re-Anastomosierung, End-zu-End-Anastomosierung, Rekonstruktionen mit Genitalhautlappen oder die Verwendung von freien Transplantaten der Mundschleimhaut oder von Spalthaut (Mesh-Graft-Plastik). Die einzelnen Verfahren unterscheiden sich in ihrer Komplexität. Es wird zwischen einzeitigen sowie zwei- oder mehrzeitigen Verfahren unterschieden. Abhängig von der Anzahl der zum Tragen kommenden Faktoren ist mit unterschiedlichen perioperativen und langfristigen Komplikationen zu rechnen. Die Frühkomplikationen umfassen Infektionen sowie Wundheilungsstörungen. Langfristige Komplikationen beinhalten Fistelbildungen und Rezidiv-Strikturen, das Nachträufeln nach der Miktion und die erektile Dysfunktion. Insgesamt handelt es sich bei der Harnröhrenplastik um einen Eingriff mit hohen Erfolgsraten. Die Komplikationen korrelieren mit der Komplexität des Eingriffs und lassen sich durch ein standardisiertes perioperatives Management sowie korrekte Indikationsstellungen und standardisierte OP-Techniken reduzieren. Die spannungsfreien suburethralen alloplastischen Schlingen (SFAS), die Mitte der 90iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts von Ulf Ulmsten etabliert wurden, haben die operative Behandlung der weiblichen Belastungsinkontinenz revolutioniert. Exzellente Langzeitergebnisse, eine leichte Erlernbarkeit der Technik aber auch der zunehmende Verlust an Expertise im Umgang mit Alternativverfahren sind Gründe für die breite Anwendung. Falsche Indikationsstellungen durch eine inadäquate präoperative Diagnostik, Verfahrensmodifikationen und eine mangelnde urogynäkologische operative Expertise können die postoperativen Resultate jedoch massiv beeinträchtigen. Schwerwiegende Komplikationen im Zusammenhang mit dem urogynäkologischen Einsatz von v. a. Polypropylen-Netzen und Bändern haben nun dazu geführt, dass in den USA und seit Juni 2018 in Großbritannien der Einsatz von artifiziellem Netzmaterial in der Behandlung der weiblichen Belastungsinkontinenz bis auf weiteres untersagt wurde. Die bis dato in Überarbeitung befindliche S2e-AWMF-Leitlinie (AWMF-Register-Nr. 015/005, Klasse S2e) (AWMF
2013) spiegelt die Problematik noch nicht wider, dennoch sollte diese jedem Anwender bewusst sein.